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An Johann Friedrich Cotta

Beyliegendes Verzeichniß enthält umständlicher, was gestern den 8. December an Sie, mein werthester Herr Cotta, abgegangen. Die zweyte Lieferung kommt Ihnen also nunmehr zu Handeln, und auch ein Theil der dritten. Das übrige wird nun auch besorgt. Wenn das Paket ankommt, bitte ich um gefällige Nachricht. Die Aushängebogen der vier ersten Bände [243] langen nach und nach bey mir an. Beym flüchtigen Durchsehen ist mir nur ein einziger Druckfehler aufgestoßen, der aber doch einen Carton nöthig macht. Ich will noch weiter nachsehen lassen und alsdann die Veränderungen melden. Bey uns ist es diese Zeit her ziemlich still gewesen, indem die Militärstraße nicht durch Weimar geht, das auf der Seite liegt. Demungeachtet haben wir immer Einquartierung und es giebt so mancherley Zerstreuung, meistens von unangenehmer Art, deshalb ich nicht weiß, ob ich etwas erfreuliches für Ihr Tagesblatt und für Ihre Almanachs zusammenbringe.

Die Farbenlehre ist auch noch eine schwere Aufgabe, indem es grade der letzte Entschluß ist, mit dem man so lange zaudert, der, wenn man auch noch so gut vorbereitet ist, selbst wieder neue Forderungen herbeyruft.

Ihr gefälliges Anerbieten einiges Geldvorschusses rührt mich um so mehr, als ich gern gestehe, daß ich in den schlimmen Augenblicken mich Ihrer freundschaftlichen Gesinnungen erinnert und im Fall der Noth auf Ihre Bereitwilligkeit gehofft habe. Gegenwärtig geht es noch so ganz erträglich mit mir und den Meinigen, so daß ich mich noch eine Zeit lang hinzuhalten denke, obgleich unter solchen Umständen, wie Sie wohl wissen, Einquartierung, Contribution, Requisition, Beyhülfen u.s.w. Keller, Boden und Beutel ziemlich leer machen. Sie im mittägigen[244] Deutschland sind schon gelehrte Doctoren in diesen Kenntnissen, da wir andern erst am ABC kauen.

Übrigens habe ich das Glück mich in diesem Winter wohl zu befinden, wenigstens von keinen Übeln beladen zu seyn, die mich zurückwerfen und unthätig machen.

Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den Ihrigen und lassen mich von sich hören. Weimar den 9. December 1806.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81D2-3