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An Thomas Johann Seebeck
[Concept.]
Vormals war es eine löbliche Sitte daß man Gönnern und Freunden sich bey'm Jahreswechsel empfahl, als sie aber zur hohlen Gewohnheit ausartete wurde sie gewaltsam auf einmal abgeschafft; nun finde ich daß man gegenwärtig alle Ursache hat sie im ältesten Sinne wiederherzustellen, weil man, [82] durch eine solche Epoche, genöthigt wird die Dauer seiner Gesinnungen auszusprechen, womit man gegen Freunde das Jahr über gewöhnlich zaudert.
Und so lassen Sie mich Ihnen für dießmal sagen daß es mir in meiner nächsten Umgebung sehr glücklich geht, so daß ich sehr ungenügsam seyn müßte, wenn ich nicht das allgemeine Unheil, aus welchem unser Heil entspringen soll, muthig und gelassen ertrüge.
Sagen Sie mir das Gleiche von sich und den lieben Ihrigen und es soll mein Wohlbefinden erhöhen. Grüßen Sie den Herrn Professor Schweigger, und danken ihm für die fortgesetzte Sendung seines interessanten Journals, vorzüglich aber wünschte ich zu hören daß Sie Muße und Glück gehabt Ihre Untersuchungen fortzusetzen.
Von mir kann ich seit vier Monaten wenig rühmen. Wäre der dritte Band meines biographischen Werkleins nicht diesen Sommer redigirt gewesen, so wäre er schwerlich zu Stande gekommen, so aber bedurfte es nur einer treuen Revision, welche der im Echten und Guten immer wachsende Riemer bey'm Abdruck gar freundlich übernommen hat. Wir sind an dem letzten Bogen; wann das Werklein ausgegeben wird weiß ich selbst nicht zu sagen.
Lassen Sie uns in der nächsten Zeit wenigstens alle Vierteljahre etwas von einander hören. Da so vieles zerreißt, so ist es nöthig daß man die freundschaftlichen Knoten, deren man im Geiste gewiß ist, [83] auch mit Worten, es sey schriftlich oder mündlich, immer fester knüpfte. Mit den aufrichtigsten Wünschen.
Weimar d. 3. Jan. 1814.
Meine Frau und die Schreiberinn grüßen, diese ist mir übrig blieben, mir mit der Feder beyzustehen, da meine ganze Canzley das Schwert ergriffen hat. Der Ihrige wie immer.
Goethe.