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An Sulpiz Boisserée

[9. April 1825.]

Hiebey, mein Bester, das Verlangte und etwas mehr. Zugleich die herzlichsten Grüße. Haben Sie die Medaille von Bovy gesehen wornach beykommendes Bild gestochen ist? Er hat, wie man sieht, nach der Rauchischen Büste gearbeitet und ist vielleicht dem näher gekommen was man von jener wünscht.

Das beste schönste Lebewohl.
Weimar den 7. April 1825.
Goethe.

[Beilage.]
Sendung.
Rosen ihr blendenden
Balsam versendenden;
Flatternde, schwebende,
Heimlich belebende
[178] Zweiglein beflügelte
Knospen entsiegelte
Eilet zu blühn!
Frühling entsprieße
Purpur und Grün;
Tragt Paradiese
Der Liebenden hin.
Weimar den 6. April 1825.
J. W. V. Goethe.

Zur Nachricht.

Bey Aufräumung des Theaterschuttes fanden sich unter den Trümmern der Bibliothek aus einem von mir noch selbst redigirten Manuscript des Tasso folgende Stellen, die Blätter ringsum angebräunt.

Weimar Ende März 1825.


Erstes Fragment.
Wem ganz was unerwartetes begegnet
Wenn unser Blick was ungeheures sieht,
Steht unser Geist auf eine Weile still
Wir haben nichts womit wir das vergleichen.
Zweytes Fragment.
Und wenn das alles nun verloren wäre?
Wenn einen Freund, den du einst reich geglaubt
Auf einmal du als einen Bettler fändest?
Drittes Fragment.
Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht
Das Schiff an allen Seiten. Borstend reißt
Der Boden unter meinen Füßen sich auf!
Ich fasse dich mit beiden Armen an!
So klammert sich der Schiffer endlich noch
Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
[179]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-82C1-1