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An Johann Heinrich Meyer

Endlich m. l. Meyer kann ich Ihnen sagen daß ich meinem Wunsch etwas für Sie zu thun näher komme. Herder, welcher glücklich zurück ist und Sie herzlich schätzt hat mir gesagt Ihr Wunsch sey noch einige Jahre in Rom zu bleiben und nachher irgendwo ein ruhige Plätzchen zu finden wo Sie unter Freunden Ihr Talent üben und ein leidliches Leben führen mögten. Ich kann Ihnen folgendes Anerbieten thun.

Wenn Sie noch zwey Jahre bleiben wollen, kann ich Ihnen jährlich 100 Scudi versprechen, welches wenigstens eine Zubuße ist und bey Ihrer Art zu leben Sie erleichtert und Ihnen Raum zum Studiren giebt. Ich schreibe mit heutiger Post an Reifenstein, daß er Ihnen vierteljährig 25 Scudi auszahlt. Sind die zwey Jahre herum; so kommen Sie zu uns. Für das Reisegeld sorge ich, und sorge daß Sie eine Situation hier finden, die Ihrer Gemüths Art angemessen ist. Wenn ich Ihnen keine große Pension versprechen kann, so sollen Sie doch haben was Sie brauchen, so sollen Sie doch haben was Sie brauchen.

[149] Nun wäre mein Wunsch: Sie sagten mir Ihre Gedancken etwas umständlicher über die Zeit Ihres dortigen Aufenthalts, über die Studien die Sie noch zu machen wünschen. u.s.w. Sie könnten auch in der Zeit manches sammeln was Sie glaubten das dereinst hier nützlich und erfreulich seyn könnte und sich so nach und nach zu einer Existenz in einem nordischen Städtchen vorbereitet. In der Nachbarschaft haben wir kostbare Kunstwerke, wo sich der Sinn wieder auffrischen läßt. Gute Freunde finden Sie und eine sehr zwanglose Existenz.

Mit Lips will ich mich nun brav üben, daß ich dem Begriff der Formen immer näher rücke und Ihnen entgegenarbeite.

Der Herzog, der mich in den Stand setzt Ihnen diese Anerbieten zu thun, ist ein Herr, dem Sie anzugehören Sich freuen werden. Mir giebt es eine neue Aussicht aufs Leben, daß ich mir nun dencken kann, dereinst Ihres Umgangs zu genießen.

Ihr Antheil an meinen kleinen Gedichten ist mir sehr werth. Ich werde Mad. Angelika ersuchen Ihnen den nächsten Theil mitzutheilen sobald sie solchen erhält. Sie finden darin Tasso ein Schauspiel das ich mit großer Sorgfalt gearbeitet habe.

Der Dichter der seine Leyer opfert, in Hetrurischer Vorstellungsart ist sehr schön gedacht. Von Ihren Arbeiten wie sie vorwärts gehn, schreiben Sie mir ja und von allem was Sie glauben [150] was uns gegenwärtig und künftig erfreulich seyn kann. Da wir nun zusammen gehören, so müssen wir auch unsren Lebensgang zusammen leiten, auf jede Weise.

Nur eins muß ich bitten sagen Sie niemanden etwas von diesem Engagement, sondern arbeiten Sie und würcken Sie still fort biß die Zeit kommt.

Auf die Münzabgüsse freue ich mich.

Lips erwarte ich etwa in vier Wochen.

Leben Sie wohl und genießen der römischen Welt noch aufs beste und lieben mich.

W. d. 21. Aug. 89.

G.


Schreiben Sie mir was Sie an Zeichnungen der Herzoginn gegeben haben. damit ich mich mit ihr berechnen kann. Sie haben von Jenckins 43 Scudi erhalten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8496-8