[55] 10/3030a.

An Johann Friedrich Blumenbach

Es scheint, wir leben in einer sehr gefährlichen Zeit daß nicht einmal die schönen Gypsköpfe auf ihren Schultern sicher sind. Leider war das allerliebste Köpfchen, das Sie mir zu übersenden die Güte hatten, [55] nicht allein von seinem Rumpfe getrennt sondern auch meist in Stücken. Dürft ich Ew. Wohlgeb. daher ersuchen, mir den Kopf noch einmal besonders gießen zu lassen, denn die Büste ist unbeschädigt und ich würde alsdann den neuen statt des gebrochnen hier aufsetzen und dieses schöne Kunstwerck ins Leben zurückrufen können.

Wollten Sie dem Gießer befehlen daß er ihn stärcker als das erstemal gieße, auch die Nähte die von der Form im Gesichte bleiben nicht verputze, so würden Sie mich sehr verbinden. Ich erhielte den Abguß sicherer und die Gestalt unverfälschter.

Raphaels Schädel ist, hoffe ich, indessen angekommen.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Herr Meyer empfiehlt sich.

Ew. Wohlgeb. ergebenster

W. d. 18. Dec. 1793.

Goethe. [56]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1793. An Johann Friedrich Blumenbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84AC-7