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An August und Ottilie von Goethe

[Concept.]

Gegenwärtiger, wahrscheinlich letzter Brief bringt nicht so gute Nachrichten als die vorigen. Meinen Geburtstag feyerten wir, zwar im Stillen, doch muthig und frohen Sinnes. Kurz darauf zog ich mir, durch Erkältung, ein Übel zu schlimmer als jenes wovon mich die Schröpfköpfe befreyten.

Hier war die Gegenwart des heldenmüthigen Arztes höchst erwünscht und tröstlich: er rief sogleich eine Schaar Blutegel zu Hülfe, welche sich trefflich erwiesen und, in Gesellschaft anderer Heilmittel, die Natur bald wieder auf sich selbst zurück brachten, so daß ich mich jetzt auf bestem Weg befinde und Sonntags,[276] den 13. gar wohl von hier abgehen kann. Sollte ich einen Tag länger ausbleiben, so seyd deswegen nicht in Sorge. Ich schreibe Gegnwärtiges weil ihr durch Madam Weiß, welche diesen Brief mitnimmt, vielleicht von meiner Krankheit, nicht aber von meiner Genesung erfahren würdet: denn ich verweile bis jetzt noch im Zimmer und lehne Besuche ab weil die Gesichtgeschwulst der rechten Seite noch nicht ganz zurückgetreten ist.

Sodann wünsche ich auch daß Freunde und Gönner dieß erfahren, weil es immer eine unangenehme Empfindung macht wenn derjenige, den man als Genesenen zu empfangen denkt, sich als Genesenden ankündigt und um Schonung bittet.

Doppelt und dreyfach freue ich mich diesmal bey euch auszuruhen, da das bewegte Leben, bey der ohnehin angreifenden Cur, sich denn zuletzt in diese Crise aufgelöst hat.

Möge ich hierdurch meinen Tribut für den Winter abgetragen haben und wir desto vergnügter und ungestörter beysammen wohnen. Dein Brief vom 28. war heute früh Zeuge meines leidlichen Befindens, auch war mir Kräuters Brief und Gabe sehr angenehm.

Ferner ist es mir lieb daß mit Thon die Einleitung getroffen ist, da ich ihn kenne und leiden kann.

Ich habe viel nachzuholen und werde mich Anfangs sehr in Acht nehmen müssen. Dieß alles hoffen wir[277] mit Geduld und gemäßigter Thätigkeit zu überwinden, möge ich euch wohl und munter antreffen!

Empfehlt mich wie es sich schicken will den höchsten Herrschaften. Bey Frau v. Hopfgarten, Freunden und Freundinnen die besten Grüße.

Ist denn das Schwesterchen noch nicht angekommen? Es wäre sehr artig wenn ich euch alle zusammen träfe und eine solche Familienscene uns einmahl ungetrübt gelänge.

C. B. d. 4. Sept. 1818.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An August und Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84F0-9