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An Gerhardt Wilhelm von Reutern
[23. April 1831.]
Ew. Hochwohlgeboren
kostbare Sendung setzte mich, daß ich's nur gestehe, in einige Verlegenheit; denn ich sah mich sowohl durch Ihren wiederholten Wunsch, als durch die beygefügte höchst würdige Gabe beynahe unvermeidlich gedrungen, ein Verlangen zu erfüllen, welches mir einigermaßen bange machte. Mit solchen Empfindungen stellte ich das merkwürdige Bild Ihro Kaiserlichen Hoheit der Frau Großherzogin vor, welche, sehr zufrieden solches [181] wiederzusehen, mich ernstlich ermahnte, die verlangte Inschrift auf die leergelassene Tafel einzuschreiben. Hierdurch gewann ich Muth und ich wünschte, daß Sie mit dem Resultat einigermaßen zufrieden seyn mögen. Eingepackt ist die Sendung wieder; möge sie glücklich zu Ihnen gelangen!
Bey'm Absenden enthielt ich mich nicht, jenem herrlichen Blatte nachzurufen:
Da aber gegenwärtiges Blatt früher bey Ihnen ankommen wird, als jenes größere hauptsächliche, so vermelde ich hier vorläufig, was ich dort eingeschrieben, mit dem herzlichen Wunsche, Sie mögen dadurch Ihr Meisterwerk nicht entstellt sehen:
[182] Mit den treusten Segnungen, in Hoffnung freuidgen Wiedersehens nach so manchen störenden Ereignissen, die lebhaftesten Grüße Ihrer hiesigen Freunde und Verehrer hinzufügend.
unwandelbar theinehmend
J. W. v. Goethe.
Das höchst anmuthige Blatt verlangt eine besondere Erwähnung, es ist anzusehen als ein Meisterstück Ihres Talents, geübten Welt- und Naturblicks, technischer Fertigkeit, realistischer Darstellung der Gegenstände, dabey eines höchst sittlichen Eindringens in die Gemüthsverfassung und Stimmung bis zu den untersten Classen. Dieses Blatt hätten Sie mir nicht so freygiebig verehrt, wären Sie nicht überzeugt, daß ich es von Grund aus zu schätzen weiß, und daß ich es von Grund aus zu schätzen weiß, und daß es mir das größte Behagen gibt, wenn von Ihnen und Ihren Vorzügen die Rede ist, wie oft genug geschieht, mich nun jederzeit auf ein so vollständiges Zeugniß berufen zu können.
Verpflichtet ergeben
J. W. v. Goethe.