44/193.
An Johann Heinrich Meyer
Da sich eben eine Gelegenheit darbietet, so will ich mit wenigem auf das freundlichste ersuchen: Sie möchten wie es sich thun läßt für die neulich mitgetheilte gnädigst-erfreulichste Resolution den verpflichtetsten dank anstatten.
Ich erinnere mich nicht, ob ich schon gemeldet habe daß ich, durch thätige Theilnahme unseres wackern Soret, wieder in die Botanik gerathen bin, und nun trifft es sich daß ich in diesem Kreise seit einigen Tagen an jenen Vorschlägen zu Verbesserung des Weinbaues Beschäftigung finde, die ein kluger Berliner vor wenigen Jahren zur Sprache gebracht hat. Es ist unendlich angenehm, wenn die richtigen Ansichten, die ein gescheiter Mann aus dem unbefangenen Betrachten der Natur sich erwarb, auch vor einer höhern Instanz Recht behalten.
Auch in diesen Gegenden wird natürlich die Angelegenheit hin und wider besprochen und da unsre [243] gnädigsten Herrschaften hieran so wie an anderm Guten gewiß Antheil nehmen, so gibt dieß wohl in der Folge Gelegenheit zu Unterhaltungen so nützlich als angenehm. Einen Aufsatz habe ich schon zu dictiren angefangen.
Soviel für dießmal mit den besten Grüßen. Sie sehen aus Vorstehendem daß ich fortfahre, durch Fleiß, wobey es auch an Zerstreuung nicht fehlt, mich auf die rechten Wege zu leiten, die mich denn hoffentlich dahin führen werden wohin ich eigentlich gehöre.
treu angehörig
Goethe.