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An den Herzog Carl August

Zuvörderst wünsche ich daß der böse Zahn Sie nicht möge geplagt haben, das Wetter war schön und das übrige pflegt sich zu geben.

Ich bin wohl und fleißig gewesen. Faust ist fragmentirt, das heißt in seiner Art für dießmal abgethan. Mittelsdorf schreibt ihn ab. Ein wunderlicher Concept ist ihm wohl nie vorgelegt worden. Es ist recht eigen alle diese Tollheiten von eben der Hand zu sehen, welche uns sonst nur:Beste, liebe getreue vorzulegen gewohnt ist. Nun wünsche ich daß Ihnen das Stückwerck noch einmal einen guten Abend machen möge.

Die beyden kleinen Stücke die in den siebenten Band kommen sollen, waren schon in der Ordnung und ich fühle mich nun erst als ein freyer Mensch, da ich diese Verbindlichkeiten erfüllt habe. Nun kann es andre Sachen gehn.

[160] Das Griechische wird eifrig getrieben und ich habe gute Hoffnung.

Unsre Bergwercks Besorgnisse klären sich recht schön auf. Voigt geht mit seinem Bruder Morgen hinauf. Der Berg Sekretair mußte hereinkommen um seine Frau, die über den Entschluß sich im Gebürge festzusetzen kranck worden war, oder sich kranck stellte, zu beruhigen. Wir haben alles mit ihm durchgegangen. Er ist sehr danckbar daß Sie ihm den Charackter accordiren und hat das hartungische Hauß gegen dem Schlößchen über gekauft. Er wird manches Gute oben auch neben her stiften. Bey seinem raschen Kopf ist er ein grundehrlicher Mensch.

In Jena war ich gestern und genoß den herrlichen Tag im Saalthale, das sehr schön war. Der Durchstich wird auch gut werden. Das Stück Wiese ist acquirirt, die Bäume sind gefällt und der neue Durchstich angegeben. Ich habe nun das ganze Werck dreymal angesehn, bey großem, Mittel und kleinem Wasser und bin überzeugt daß der Entzweck erreicht ist. Nur muß man jetzt noch einige Jahre, mit Aufmercksamkeit zusehen, was der Strom thun will. Wenig Aufwand wird es erfordern.

Ich erwarte sehnlich Ventens Wiederkunft, daß endlich die Strom Aufsicht zu Stande komme. Es [161] ist, biß auf wenig kritische Punckte, ein sehr leichtes Geschäfte, das wenig Tage jährlich erfordert.

Voigt ist in Apolda mit Ludekus gewesen und hat die Abgabe des Brodts an die Bedürftigsten gut vorbereitet. Er hat mir die Protokolle gelassen, die ich aber noch nicht gelesen habe. Heumann hat sich als ein sehr verständiger Mann gezeigt.

Der große Ofen ist zu Stande, nur tünchen sie ihn noch ab und es ist noch keine rechte Probe damit gemacht worden. Ich habe di beste Hoffnung davon, es soll mir recht lieb seyn wenn es reüssirt. Der Berg Sekretair will gleich in Ilmenau einen ähnlichen Versuch machen.

So oft ich ins neue Quartier komme freue ich mich der anmuthigen freyen Lage, des schönen Raums und mancherley Bequemlichkeit, und freue mich Ihnen auch das verdancken zu können. Schon einigemal bin ich nach Belvedere zu Fuß gegangen, es scheint mir nun wieder näher. Reicherts botanischer Vorrath vermehrt sich immer, leider daß wir die interessantesten Sachen immer unter Dach halten müssen. Wo Sie dieser Brief auch antrifft, treffe er Sie zur guten Stunde. W. d. 5. Nov. 89.

G. [162]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8603-F