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An Georg Heinrich Noehden

[Concept.]

So bereitwillig und mit Vergnügen ich sonst die Befehle meiner gnädigsten Herrschaft ausrichte, so muß ich doch gestehen daß Gegenwärtiges abzulassen mir gewissermaßen peinlich fällt: denn ich soll in Höchstihro Namen auf eine erfreuliche und bedeutende Hoffnung Verzicht thun, welche so lange und mit so vielem Ernst genährt worden.

Zwar läßt sich nicht in Abrede seyn daß Ew. Wohlgeboren die hier theils früher, theils später ausgesprochen Verbindlichkeiten nur bedingungsweise eingegangen und sich einen Rückschritt bey günstigem Anerbieten des Auslandes vorbehalten haben; allein es wird gewiß selbst für Sie schmeichelhaft seyn, wenn man das öfters Gesagte wiederholt: daß man sich von Ihrer Einwirkung in ein so wichtiges Geschäft das Allerbeste versprochen und deshalb auf der vorgefaßten Meynung verharrt, daß eine endlich Entscheidung [277] zu dieseitigen Gunsten ausfallen müsse, und derselben zu entbehren kaum für möglich achtete.

Da jedoch ein solches Verhältniß, wie es einmal angeknüpft worden, für beide Theile, auch unter veränderten Umständen, nicht völlig unfruchtbar bleiben darf; so füge im Namen meiner Höchsten Committenten den mit dem freundlichen Anerbieten Ihres letzten Schreibens übereeintreffenden Wunsch hinzu: daß Ew. Wohlgeboren nämlich auch in der Folge eine geneigte Vorsorge für diejenigen fortsetzen möchten, denen Sie solche eine Zeitlang ernstlich und treulich gewidmet. Sollten Sie daher einen Mann finden, den Sie sich in dem bekannten Geschäft allenfalls zum Gehülfen ausersehen hätten, um vereint mit ihm zu wirken und ihn gelegentlich an Ihrer Stelle wirken zu lassen; so würden Sie sich durch dessen nähere Bezeichnung in dem gegenwärtigen Falle ein bleibendes Verdienst um einen würdigen Familienkreis erwerben, wo Sie im hohen Grade geschätzt und als theilnehmendes Mitglied gewiß jederzeit vermißt werden. In diesem Sinne und in dieser Hoffnung darf ich auch wohl voraussetzen daß Dieselben mir gleichfalls ein fortdauerndes Andenken zu gönnen und einem gelegentlich fortzusetzenden Briefwechsel nicht abgeneigt seyn werden.

Weimar [Jena] den [25?] August 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Georg Heinrich Noehden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8736-8