6/2034.

An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

Durchlauchtigster Herzog
gnädigster Herr,

Endlich bin ich im Stande Ew. Hochfürstl. Durchl. die kleine Abhandlung zu überschicken deren ich neulich erwähnte. Ich würde es kaum wagen wenn ich nicht so sehr überzeugt wäre daß Ew. Durchl. auch einen geringen Versuch schätzen der dazu dienen kann eine nützliche Kenntniß mehr aufzuklären.

Ich werde nur erst abwarten wie es die Herren vom Handwercke aufnehmen daß ein Laye in einem so bekannten Lande eine neue Entdeckung gemacht haben will. Ich habe deswegen von allen weiteren Aussichten zu denen man auf diesem Weege gelangen könnte stille geschwiegen um nicht zu früh durch hypothetische Behauptungen verdächtig zu werden.

Sollte diese kleine Probe Ew. Durchl. auf einen Augenblick unterhalten, so würde ich nicht verfehlen was ich etwa weiter in diesem Fache wagen sollte gleichfalls vorzulegen.

[413] Es kommt mir zwar selbst wunderbar vor wie ich nach und nach ohne es gleichsam selbst zu bemercken in dem Stein und Gebeinreiche ansässig geworden bin. Es hängt in natürlichen Dingen alles so nah zusammen daß wenn man sich einmal eingelassen hat man vom Strome immer weiter und weiter geführt wird.

Der junge Künstler von dem die, Zeichnungen gearbeitet sind heist Waitz er ist ein Zögling unsrer Akademie und verspricht viel gutes.

Wollten Ew. Durchl. die Gnade haben mir auf einige Zeit den Wolfschädel von dem Scelet das in Ihro Kunstkammer steht zukommen lassen; so würde ich es mit unterthänigstem Dancke erkennen und die Zeichnung desselben so bald als möglich für meine Sammlung besorgen und das Original zurücksenden.

Danck sey es der Aufklärung unsrer Zeiten daß diese Tiere in unsern Wäldern seltner geworden sind. Man hat mir Hoffnung gemacht daß ich einen solchen Knochenmann aus Lothringen erhalten soll bis ietzt aber ist er noch nicht angelangt.

Wollten Ew. Durchl. die Gnade haben wenn Sie das Werckgen durchgesehn es dero Herrn Bruder zuzustellen, nebst der Innlage, welche den Weeg in das Reich bey dieser Gelegenheit zu machen bestimmt ist. Ich zweifle nicht daß Durchl. der Prinz sich an dieser Materie auserordentlich erbauen werde.

[414] Der ich mich zu fortdaurenden Gnaden empfehle und mich mit lebenswäriger Verehrung unterzeichne

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthänigsten

Weimar d. 20. Dez. 1784.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1784. An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87AB-F