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An Friedrich Heinrich Jacobi

Solange habe ich dir nicht geschrieben und auch heute weiß ich nicht ob du ein vernünftig Wort von mir hören wirst. Meine Lage ist glücklich, wie sie ein Mensch verlangen kann. Dieses Jahr habe ich mich durch manches durchgearbeitet. Die zwey letzten Bände meiner Schriften werdet ihr Ostern haben, nehmt vorlieb. mir ist diese Epoche wichtig, ich habe damit vieles abgethan. Ostern betret ich auch die Bahn der Naturgeschichte als Schriftsteller; ich bin neugierig was das Schriftchen machen wird, das überdie Metamorphose der Pflanzen einen Versuch enthält. Im Studio bin ich viel weiter vorwärts und [183] hoffe übers Jahr eine Schrift über die Gestalt der Thiere herausgeben. Ich brauche aber wahrscheinlich Zeit und Mühe eh ich mit meiner Vorstellungs Art werde durchdringen können. Es soll mich freuen wenn durchdringen könne. Es soll mich freuen wenn du mich auch auf diesem Wege zu begleiten Geduld hast. In einigen Jahre wird sichs zeigen.

Daß die Französische Revolution auch für mich eine Revolution war kannst du dencken.

Übrigens studire ich die Alten und folge ihrem Beyspiel so gut es in Thüringen gehn will.

Meinen Tasso wirst du nun wohl haben.

Ich bereite mich zu einer kleinen Reise, wahrscheinlich gehe ich der Herzoginn Mutter, welche aus Italien zurückkehrt entgegen, und thue in diesem schönen Frühjahr einen Blick über die Alpen.

Lebe indeßen wohl und liebe mich.

W. d. 3. März 1790.

G. [184]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87C2-A