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An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
Daß ich nach so langer Zeit Ihnen, mein Werthester, auch wieder einmal schreibe veranlaßt mich ein angenehmer Umstand. Vor einiger Zeit erhielt ich einen Brief Ihres lieben Bruders, datirt von Boulogne, der mir eine junge Virtuosin anmelden sollte. Das Frauenzimmer blieb aus, das freundliche Andenken jedoch traf mich zu einer Zeit, wo ich eben alte Papiere zu mustern beschäftigt war, und mein Vorsatz, bey dieser Gelegenheit etwas nach seinen frühern Wünschen zur Seite zu legen, wurde dadurch nur thätiger. Sie erhalten also nächstens ein an ihn gerichtetes Paquet, welches ihm zuzusenden bitte.
Erlauben Sie zugleich ein anderes freundliches Ansuchen. Ich vernehme daß Herr Macco, ein von mir längstgekannter und geschätzter Künstler, den neugriechischen Charon, den sie sich unter der Form eines wilden, flüchtig dahinrauschenden, auf seinem Zuge die abgeschiedenen Seelen fortschleppenden Reuters denken, bildlich vorgestellt habe.
Da mir nun dieses zu besonderm Vergnügen gereicht, so würden Sie mir ja wohl die Gefälligkeit erzeigen, sich bescheidentlich zu erkundigen ob dieses Bild, welches wahrscheinlich von transportabler Größe ist, mir nicht könnte wohleingepackt, unfrankirt übersendet werden, ich würde es in kurzer Zeit Porto frey [143] wieder zurückbefördern. Ich hätte dadurch das doppelte Vergnügen einen meiner artistischen Wünsche erfüllt zu sehen, sodann auch wieder einmal die Arbeit eines längst geschätzten vorzüglichen Künstlers vor mir zu haben. Verzeihen Sie diese Bemühung, wodurch Ihnen vielleicht auch, wenn Sie das Bild beschauen, etwas Angenehmes zu Theil wird. Empfehlen Sie mich Ihrer theuren Gattin, und erhalten mir fortwährend ein treulich wohlwollendes Andenken.