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An Nikolaus Meyer

Weimar den 28. März 1806.

Das Kästchen, worin Henning der Hahn, die Zeichnungen dazu und das gestickte Käppchen sich befinden, geht mit der fahrenden Post ab, indessen der größere Kasten mit der Landschaft auf den Fuhrmann wartet.

Was Ihre Übersetzung betrifft, so dächte ich, Sie ließen solche drucken, wie sie dasteht. Bemerkungen[118] darüber, wie Sie wünschen, könnte ich Ihnen so bald nicht senden: denn einem halben Jahre komme ich selbst nicht an meine epischen Sachen, wo es alsdann wohl in Einem hinginge. Bey manchen Schriften kann und soll man mehr an die Lesenden als an die Urtheilenden denken, und wenn man überlegt, daß in Deutschland sich noch manche tausend Leser befinden, die mit dem bisherigen Hexameter noch ganz wohl zufrieden sind, so kann man sich um desto eher beruhigen, wenn eine neue Schule, oder vielmehr Familie, nach selbst gegebenen Gesetzen, gar wunderliche Forderungen auch an andre macht; wobey es besonders merkwürdig bleibt, daß wir Gedichte von der vollkommensten Technik erleben, welche völlig ungenießbar sind. Lassen Sie also Ihren Henning in der bassecour, wo er geboren und erzogen ist, sein Glück suchen, bis es Zeit wird, die Gesetze und Verordnungen, nach welchen die rhythmische haute cour ihre Urtheile fällt, näher zu prüfen.

Mehreres zunächst. Ein herzliches Lebewohl von uns Allen.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Nikolaus Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8981-C