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An Friedrich Schiller

Eisenach d. 13. Octbr.

Noch bin ich hier und werde wohl noch erst abwarten was aus den Dingen werden will eh ich meine Reise weiter fortsetze.

Die Österreicher sind wieder über den Mayn herüber [313] und umgeben Franckfurt und vielleicht ist es zwischen ihnen und den Franzosen schon zur Schlacht gekommen. In ein solches Gewirre möchte ich von heiler Haut mich nicht hineinbegeben, da ich dergleichen anmuthige Situationen schon kenne. Meinen hiesigen, stillen Aufenthalt habe ich gleich benutzt um Mad. de Stael völlig zu übersetzen und mit unter zuversetzen. Eine weibliche Methode und die französche Sprache machten mir viel zu schaffen und besonders auch die Annäherung ihrer Meynungen an die unsrigen und die Abstände und die ewigen Abers. Nun bin ich fertig, laße das Werck abschreiben und gleich sollen Sie es haben.

Vielleicht lassen Sie es gleich im Ganzen drucken und bringen Ihre Noten auch in ein Ganzes. Doch darüber wird der Genius und der Augenblick entscheiden. Schreiben Sie mir doch! Wenn Ihr Brief mich nicht antreffen sollte, wie ich doch vermuthe; so wird er mir nachgeschickt. Nun dencke ich mich gleich an den Roman zu machen denn wenn ich mich hier nicht vorsätzlich zerstreuen will, so bin ich einsamer und ruhiger als zu Hause.

Leben Sie recht wohl. Vielleicht seh ich Sie eher wieder als wir glaubten.

G. [314]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1795. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89DF-D