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An Juliane Auguste Christinevon Bechtolsheim

[Concept.]

Sie erhalten, verehrte Freundin, auch einmal wieder einen Brief von mir und zwar bey einer ganz freundlichen Gelegenheit. Mich besucht nämlich heute früh ein junger Mann, der sich als Franzose ankündigt. Seine Decorationen deuten auf vielfache Verdienste in den letztvergangenen Kriegen und sein [246] Gespräch beweis't weit umsichtige Kenntniß mehrerer Sprachen, besonders auch gute Bekanntschaft mit der deutschen. In Naturwissenschaften ist er wohl erfahren und setzt mich durchaus in Verwunderung.

Aus einer zwar nicht tadelnswerthen aber doch vielleicht unzeitigen Discretion mag ich mich bey seinem kurzen Aufenthalte nicht weiter nach seinen Zuständen erkundigen, ob ich gleich vermuthe, daß er früher schon als Emigrirter Deutschland betreten und seinen Gesinnungen getreu zur jetzigen Gestaltung Frankreichs thätig mitgewirkt habe. Daß er aus Auvergne gebürtig, entdeckte sich bey einem mineralogischen Gespräche.

Glücklicherweise fand sich am Ende der Unterhaltung daß er in Eisenach bekannt und mit Ihnen in Verbindung sey, auch Sie zu besuchen gehe; da ich mich denn schnell entschließe zu schreiben, um durch Sie, meine werthe Freundin, das Nähere zu erfahren. Sagen Sie mir bey dieser Gelegenheit wie Sie sich befinden, daß Sie bey Anwesenheit unserer Herrschaften angenehmer Unterhaltung genossen und was Sie sonst für gut und freundlich achten.

Ich bewege mich nach alter Weise zwischen der Ilm und Saale, wahrscheinlich auch bald zur Eger und Elbe. Möge Gegenwärtiges Sie gesund und vergnügt und meiner noch mit Neigung eingedenk nicht unwillkommen überraschen.

Weimar den 30. July 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Juliane Auguste Christinevon Bechtolsheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A43-0