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An Bettina Brentano
Du bist sehr liebenswürdig, gute Bettina, daß du dem schweigenden Freunde immer einmal wieder ein lebendig Wort zusprichst, ihm von deinen Zuständen, und von den Localitäten in denen du umherwandelst einige Nachricht giebst, ich vernehme gern wie dir zu Muthe ist und meine Einbildungskraft folgt dir mit Vergnügen sowohl auf die Bergeshöhen, als in die enge Schloß und Klosterhöfe. Gedencke meiner auch bei den Eydexen und Salamandern.
Eine Dancksagung meiner Frau wird bey dir schon eingelaufen seyn, deine unerwartete Sendung hat unglaubliche Freude gemacht und ist jede einzelne Gabe gehörig bewundert und hochgeschätzt worden. Nun muß ich auch schnell für die mehreren Briefe dancken die du mir geschrieben hast und die mich in meiner Carlsbader Einsamkeit angenehm überraschten und unterhielten. Damals schickte ich ein Blättchen an dich meiner Mutter, ich weiß nicht ob du es erhalten hast. Diese Gute ist nun von uns gegangen und ich begreife wohl wie Franckfurt dir dadurch verödet ist. Meine Frau war dort, es ist ihr wohl gegangen, doch hat sie dich recht eigentlich vermißt, dagegen hat sie dein Andencken von München her gar sehr erfreut.
Herr v. Humbold hat uns viel von dir erzählt. Viel das heißt oft. Er fing wieder von deiner [298] kleinen Person zu reden an, ohne daß er so was recht eigentliches hätte zu sagen gehabt, woraus wir denn auf ein eigenes Interesse schließen konnten. Neulich war ein schlancker Architect von Cassel hier, auf den du auch magst Eindruck gemacht haben.
Dergleichen Sünden magst du denn mancherley auf dir haben, deßwegen du verurtheilt bist Gichtbrüchige und Lahme zu warten und zu pflegen. Ich hoffe jedoch das soll nur eine vorübergehende Büßung werden, damit du dich das Lebens desto besser und lebhafter mit den Gesunden freuen mögest.
Laß uns von Zeit zu Zeit ein Wort vernehmen, es thut immer seine gute und freundliche Wirckung wenn auch der Gegenhall nicht bis zu die hinüberdringt. Meine Frau höre ich hat dich eingeladen, das thu ich nicht und wir haben wohl beyde recht. Lebe wohl, grüße freundlich die Freundlichen und bleib uns Bettine. Adieu!
W. d. 22. Febr. 1809.
G.