20/5564.
An Christiane von Goethe
Franzenbrunn bei Eger.
[Mitte Juli.]
Da ich eine Gelegenheit hatte hierher zu kommen; so bin ich herüber gefahren, um Dr. Kappe zu sprechen, der mir zulange ausblieb, er hat mir auch gleich wieder trefflich gerathen und mir von kleinen aber unbequemen Übeln geholfen.
Ich habe ihm deinen Fall vorgetragen. Er wünscht[114] daß du Doktor Schlegel in Merseburg befragest, ihm die Umstände erzählest und ihn ersucht kein Gutachten aufzusetzen, das du mir alsdann nach Carlsbad schicken wirst so bald als möglich. In einigen Tagen gehe ich wieder hinüber und von da hörst du von mir.
Lebe recht wohl mein liebes Kind. Wir müssen sorgen daß du deine Übel noch vor Winters los wirst. Behalte mich lieb. Antworte aber ja hierauf bald möglichst.
Goethe.