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An Marianne von Eydenberg

Wie sehr wir verlangten zu erfahren, wo und wie Sie sich befänden, können Sie selbst denken, da unser Antheil an ihnen immer derselbige bleibt. Daß Sie in Berlin, wenigstens auf einige Weise, geborgen sind, machte uns große Freude, und was die Lebenshändel betrifft, so müssen wir hoffen, daß sich solche vor wie nach zu Ihrem Vortheile leiten und führen werden. Sagen Sie uns manchmal etwas [148] aus dieser, wenigstens zu einem Drittel, wüsten Hauptstadt, der wir die Rückkunft Ihres Fürsten und für die Zukunft alles Gute wünschen. Wenn man auch gleich manchmal auf eine so vornehme Nachbarin schilt, so fühlt man denn doch am Ende, daß man nichts gewinnt, wenn es ihr übel geht.

Von mir weiß ich nicht viel zu sagen. Jetzt bin ich fleißig, mehr um eine Arbeit los zu werden, als um etwas zu thun, und darf weder links noch rechts sehen, indessen meine lieben Landsleute mit den Wahlverwandtschaften verwandt zu werden trachten, und doch mitunter nicht recht wissen, wie sie es anfangen sollen.

Bey allem diesen habe ich heute, als am kürzesten Tage, keinen andern Plan, keine Absicht, keinen Vorsatz, keinen Wunsch und wie diese sehnsüchtlichen Dinge alle heißen, als den längsten Tag in Ihrer Gesellschaft in Carlsbad zuzubringen. Wenn Sie also recht freundlich seyn wollen, so schreiben Sie mir in den folgenden zwey Vierteln zu halten gedenken. Ich hoffe, die liebenswürdigen Krankheiten werden unsre theure Freundin nicht auf so eine entschiedene Weise verlassen haben, daß sie die böhmischen Bäder verschmähen dürfte. Selbst nach Töplitz hätte ich dieses Jahr Lust und Bedürfniß. Mit dieser Aussicht, mit diesen Wünschen das beste Lebewohl.

Weimar den 21. December 1809.

Goethe.


[149] Prinz Friedrich ist noch immer nicht aus Italien zurück und der schöne Sessel liegt immer noch stückweise in meiner Garderobe. Kaum widerlich ich der Versuchung, ihm von unserm vortrefflichen Kunsttischler und Ebenisten Gestell und Einfassung geben zu lasen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Marianne von Eydenberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C85-A