25/6942.

An Ernst Christian Friedrich AdamSchleiermacher

[Concept.]

[23. November 1814.]

Wohlgeborner
Insonders hochgeehrtester Herr!

Ew. Wohlgeb. um eine Gefälligkeit ergebenst anzusehen wag ich um so eher, als ich dadurch Gelegenheit erhalte, für die angenehmen und lehrreichen Stunden zu danken, welche Sie mir bey meinem kurzen Aufenthalt in Darmstadt so freundlich gegönnt. Ew. Wohlgeb. bemerkten damals, bey geneigter Vorzeigung der fossilen Knochen, daß man auch diese durch Gypsabgüsse vervielfältigen und dadurch eben so wichtige als seltene Naturgegenstände unter den Freunden der Wissenschaft verbreiten könne.

[89] Erlauben Sie mir zu gestehen, daß ich diesen glücklichen Gedanken bey jenem monstrosen Schädel angewendet wünschte, von welchem eine Abbildung auf keinem andern Wege denkbar ist. Diesen stillen Wunsch äußere ich um desto zutraulicher, als ich von Ihro des Prinzen Christian Durchl. vernommen, daß mein gnädigster Herr der Herzog von Weimar eine Nachbildung jenes außerordentlichen pathologischen Schädels gewünscht. Ich nehme mir daher die Freyheit anzufragen, ob es nicht gefällig seyn möchte durch den dortigen geschickten Bildhauer gedachten Schädel dergestalt formen zu lassen, daß sowohl die äußere als innere Fläche und ihre Beschaffenheit deutlich erkannt, nicht weniger die abnorme Dicke der Hirnschale bewundert werden könne. Ew. Wohlgeboren werden hierdurch meinem gnädigsten Herrn und dem Kreise unserer Naturforscher nicht nur eine besondere Gefälligkeit erzeigen, sondern auch manchen Kenner und Freund durch Vervielfältigung der Exemplare höchlich verbinden.

Der ich mit lebhaftem Dank für die erwiesene belehrende Güte um Verzeihung des gegenwärtigen Antrags bitten muß, den gnädigsten höchsten Herrschaften angelegentlich unterthänigst empfohlen zu seyn, und Ew. Wohlgeboren in irgend einem Falle angenehme und nützliche Dienste zu erwidern wünsche.

Weimar d. 21. Novbr. 1814.

[90]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Ernst Christian Friedrich AdamSchleiermacher. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8D25-7