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An Friedrich Theodor von Müller

[26. August 1828.]

Herrn Chelard habe freundlichst empfangen und, ich glaube, zufrieden entlassen; ihn anzumelden und[286] zu empfehlen geht heute ein Brief an Zeltern ab. Seine Zwecke sind mir nicht klar, auch er scheint sich bey uns gegen seine Landsleute stärken zu wollen. Möge ihm das Tonbad gut anschlagen!

Die mitgetheilten Papieren sende dankbar zurück, ich finde alles auf das lobens- und liebenswürdigste eingeleitet und durchgeführt. Dichter und Redner thun das Ihrige und der Architekt wird auch nicht zurückbleiben.

Besonders find ich unsern Zuständen sehr angemessen, daß sich nach und nach eine Liturgie bildet. Die menschlichen Schicksale drehen sich in einem engen Kreise und müssen sich oft wiederholen; hat sich einmal ein guter Ausdruck gefunden, so bewahre man ihn bis zum ähnlichen Falle und bediene sich seiner zu erbauender Erinnerung.

Daß man meinen Wünschen und Bitten gemäß des 28. Augusts dießmal im Stillen gedenken wird, dafür danke ich verpflichtet. Den 3. September durchher kömmliche Ausstellung öffentlich zu feyern, macht Freund Meyer, wie ich weiß, schon gehörige Anstalten; Ihre halbverhüllten Geheimnisse treten sodann schicklich und würdig zur Stelle.

Der verwittibten Frau Großherzogin wünsche bestens und treulichst empfohlen zu seyn; meine Hoffnung, mich bald wieder so schöner Dienstage zu erfreuen, belebt die Aussicht für die nächste zeit, regt mich auf, hier am Orte abzuschließen und meine [287] Gedanken darthin zu wenden wohin ich eigentlich gehöre.

Merkwürdig ward mir in diesen letzten Wochen, wie die alte Neigung zur botanik, welche bey mir nur zufällig rege ward, sich wieder leidenschaftlich entwickelte, ja ich darf sagen, productiv erwies, da mir einige neue gute Gedanken bey meinen Wanderungen durch dieß herrliche Reich freywillig entgegenkamen.

Und so bitte meiner freundlich zu gedenken und mir behülflich zu seyn, daß ich in Weimar ein nach meiner Weise glücklich und nützlich geschäftiges Leben auch diesen Winter über freudig fortsetzen möge; denn ich wüßte nicht genugsam auszudrücken, wie schön und reichlich diese einsamen Wochen sich mir erwiesen haben. Möge auch Ihnen alles gelingen und besonders der 3. September seinem Werth und Gewicht durch eine edle Feyer völlig entsprechen. Herrn v. Fritsch Excellenz bitte mich auf's verbindlichste an jenem Tage zu empfehlen und bey allen Brüdern meiner im Besten zu gedenken.

Manches im Busen behaltend schließe

treugesinntJ. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Friedrich Theodor von Müller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8D5A-4