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An Carl Friedrich Zelter

Auf deinen letzten werthen Brief, abgeschlossen Dienstag den 15. Juni, erwidere spät einige treue Worte. Zuerst danke schönstens für die Samenkörner womit Herr Professor Link mich hat erfreuen wollen; Meine Naturstudien nehmen einen etwas wunderlichen Weg, deswegen ich den Männern vom Fach nicht genug danken kann, wenn Sie mich freundlich fördern mögen. Auf ein beyliegendes Blättchen schreibe ich noch einen Namen. In einer so großen Anstalt wie die Berliner ist, findet sich wohl auch eine solche Rarität.

Sodann wäre das Zweyte zu sagen, daß Felix seine liebenswürdige Gegenwart durch einen sehr anmuthigen Brief von München erneuert; er spricht über jenen wundersamen Ort sehr verständig. Er befreundet sich vorzüglich mit Hofmaler Stieler, der, als er mein Porträt malte, bey einem mehr als achtwöchentlichen Aufenthalt, ganz der unsrige geworden ist. Es ist anmuthig zu erfahren was ein solcher Mann, in solcher Zeit, unter solchen Umständen zu finden glaubte und sich aneignen mochte.

Ferner hab ich wohl schon gemeldet, daß mein Sohn mit Dr. Eckermann seit Ende Aprils eine Reise nach Süden unternommen. Seine Tagebücher unterwegs [135] bis Mailand, von da bis Venedig, zeugen von seinen guten Einsicht in die irdischen Dinge, von besonnener Thätigkeit sich mit Menschen und Gegenständen bekannt zu machen und zu befreunden, Der große Vortheil für ihn und uns wird daraus entstehen daß er sich selbst gewahr wird, daß er erfährt was an ihm ist, welches in unsern einfach-beschränkten Verhältnissen nicht zur Klarheit kommen konnte. Zu allem diesen wirst du deinen Segen geben.

Herrn Director Klöden danke zum schönsten für die Mitheilung. Dergleichen Sendungen von vorzüglichen Männern lenken gar angenehm meine Aufmerksamkeit in solche Regionen, wohin ich aus eigenem Antrieb kaum mehr gelange.

Die Rolle an Hofrath Voigt in Jena ist gleichfalls abgegeben worden, und so wüßt ich für dießmal wenig mehr zu sagen.

Allein zu erfahren wünscht ich, wie der Gesang mit dem neu eingeleiteten und unterrichteten Chor abgelaufen und von welchem die Zeitung das allgemeine Vermelden, mit deinen Worten auf deine Weise zu vernehmen.

Und hiemit allen guten Geistern empfohlen.

treulichst

Weimar den 8. Juli 1830.

G. [136]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8D64-C