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An Henriette Beck

Ich darf Ihnen kaum sagen, wertheste Madame Beck, daß Ihr Brief mir ganz unerwartet gekommen ist. Bey einem Theater wie das weimarische, wo so wenig willkürliches und veränderliches vorgeht, wo man durch längere Contracte zeigt, daß man ein Talent zu schätzen weiß, und, durch gute und regelmäßige Bezahlung, den Schauspieler in den Fall setzt, seine Einrichtung zu machen, kann man die Grundsätze [180] nicht ändern, nach denen man sich von der Art und Weise zusammengelaufener und unsichrer Gesellschaften entfernen muß. Sie werden daher nicht erwarten, daß ich Sie von denen nicht gegen mich allein, sondern gegen den Hof und das Publikum eingegangenen Verbindlichkeiten loszählte. Sie werden von dem Gedanken völlig abstrahiren, vor dem Ende Ihres Contractes unsere Bühne zu verlassen, und nur Ihre Bemühungen erneuern durch die Sie bisher so vielen Beyfall erworben haben.

Ich wünsche recht wohl zu leben.

Jena den 4. Sept. 1796.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Henriette Beck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DD3-0