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An Friedrich Siegmund Voigt

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

sende das Mitgetheilte dankbar und, ich darf wohl sagen, ungern zurück, indem ich mich aus diesen wenigen Bogen noch ferner hätte angenehm zu belehren gewünscht. Ihr deutscher Vortrag ist wirklich sehr anziehend, er kann für original gelten, man merkt ihm nirgends etwas Übersetztes oder Geborgtes an. Auch die Art, wie Sie Ihre Zusätze beybringen, lößt vollkommen empfinden, wie Sie sich das Ganze zu eigen gemacht und, als Ihnen selbst angehörig, behandelt haben. Das Werk, wenn es beysammen ist, wird Ihnen alle Ehre machen.

Auch für den Aufsatz über Herrn Cuvier danke zum schönsten; hier bestätigt sich vollkommen, wie ich mir im Allgemeinen jenen Zustand denken mußte.

Könnten Sie mir ohnschwer dasjenige mittheilen, was er, im ersten Band seines neuen Werks über [76] die Fische, gegen die sogenannten Taturphilosophen vorgebracht hat, so geschähe mir ein besonderer Gefalle. Ich habe die Kühnheit gehabt, mich in den Streit zwischen ihm und Geoffroy zu mischen, und habe die Absicht, mit aller Mäßigung mine Schritte zu verfolgen, da man in Frankreich auf meinen Aufsatz in den Berliner Jahrbüchern aufmerksam geworden. Es ist Zeit und Gelegenheit, daß wir uns rühren; hätten Ew. Wohlgeboren die Natur nicht mit philosophischem Sinne betrachtet, so käme Ihre Behandlung seines Werkes ihm keinesweges zu Gute, wie jetzt geschieht.

Bleiben Sie mit Ihrer theuren Gattin, meiner werthen Landsmännin, einem Freunde gewogen, der sich im Stillen freut, daß ihm erlaubt war, dem wilden Fährmann für dießmal den Rücken zuzukehren.

Weimar den 9. Januar 1831.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Friedrich Siegmund Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DEB-B