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An Johann Heinrich Meyer

Noch bin ich nicht 24 Stunden hier und ich kann Ihnen schon allerley erfreuliches melden.

Schiller ist kaum von dem Wallenstein entbunden, so hat er sich schon wieder nach einem neuen tragischen Gegenstande umgesehen und, von dem obligaten historischen ermüdet, seine Fabel in dem Felde der freyen Erfindung gesucht. Der Stoff ist tragisch genug, die Anlage gut, und er will den Plan genau durcharbeiten ehe die Ausführung anfängt.

Auch hat er einen Vorsatz bey dem ihn alle gute Geister erhalten mögen. Er will nämlich statt seines lyrischen Almanachs das Gedicht unserer kleinen Freundin herausgeben. Dadurch wird von allen Seiten [50] gewonnen, für ihn, für mich und für unsere liebe Kleine dazu. Ich kann die beste Zeit der Achilleis geben und was das Frühjahr an kleinen Gedichten bringt gleich in die Propyläen setzen um diese ernsthaften Hallen mit einigen Kränzen zu schmücken.

Von Schillern ist auch eher was für unser Institut zu erwarten.

An der Achilleis ist heute gearbeitet worden. Wenn ich diesmal nur den ersten Gesang zu Stande bringe, will ich gern zufrieden seyn.

Die letzte Seite des dritten Stücks der Propyläen mag der Inhalt einnehmen, die vorletzte bestimme ich zu einem kleinen Gedicht, das übrige wird unsere Preisaufgabe wohl ausfüllen.

Leben Sie recht wohl und fleißig von Ihrer Seite, ich will es von der meinigen nicht fehlen lassen. Schiller grüßt schönstens

Jena am 22. März 1799.

G.


Schicken Sie mir doch eine Reisfeder um schwarze Kreide einzuspannen mit der ich mein Gedicht concipire. Die Englischen Bleistifte schreiben sich so sehr ab und da ich hier gute schwarze Kreide fand so bin ich auf diesen neuen Mechanismus gekommen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8E14-7