9/2849.
An Joseph Friedrich von Racknitz
Für die übersendete schönen Stücke Feldspat vom Gotthart dancke ich aufs beste. Die kleinen Trümmer die ich von diesem Mineral in meiner Sammlung besaß sind Zwerglein dagegen. Ehstens schicke ich einige Beyträge zu Ihrer Sammlung, bester Freund, wenn es schon gefährlich ist zu soviel interessanten und glänzenden Stücken noch etwas gesellen zu wollen.
Nun noch einen Auftrag von meinem gnädigsten Herrn. Es haben Ihro Churfürstl. Durchl. auf des Herzogs Ersuchen dem Schauspiel Director Bellomo das Privilegium in Lauchstät zu spielen auf mehrere Jahre ertheilt. Bellomo verläßt den hiesigen Ort und es wird sich eine neue Truppe hier etabliren. Nun wünschen Durchl. der Herzog, daß das Bellomoische Privilegium auf die neue Weimarische Schauspieler übertragen werden möge. Man wird sich mit Bellomo wegen seines Lauchstädter Hauses abfinden und hofft überhaupt daß die künftige Gesellschaft besser als die bißherige sich exhibiren soll.
Da sich Durchl. der Herzog selbst mehr für die neue Truppe interessiren als bißher geschehen, so wünschen sie umsomehr ihr das Lauchstädter Privilegium [241] zu verschaffen, wollen aber nicht gerne unmittelbar des Churfürsten Durchl. angehen.
Wollten Sie wohl, bester Mann, sich um diese Sache erkundigen, sie nach Ihrem Einfluß betreiben und mir gütigst sobald als möglich einige Nachricht vom Erfolg geben, weil vor Bellomos Abreise noch alles in Richtigkeit gebracht werden muß.
Leben Sie recht wohl. Bald hören Sie mehr von mir. Alle Freunde bitte schönstens zu grüßen.
W. d. 10. Jan. 91.
Goethe.