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An Christiane von Goethe

Es geht mir noch immer vor wie nach. Ich habe mich über nichts zu beklagen, als etwa daß das Essen[350] nicht immer das erfreulichste ist. Die Freundinnen thun noch immer Spargel und sonst noch das Beste.

Werner war einen Tag bey uns. Ich habe ihn Morgens bey mir und Abends bey Frommanns gesehen, bin ihm freundlich und gut begegnet, so daß er von dieser Seite auch ganz heiter abscheiden konnte. Er las eine Art von Ballade, eine dreyfache Heirath schildernd, vor die ihm vielen Beyfall erwarb.

Mit den Bauplätzen im welschen Garten wollen wir uns nicht abgeben. So viel kann ich dir zum Troste sagen, daß die Häuser weit hineingerückt werden und uns eine nahe Nachbarschaft künftig nicht zur Last fällt. Auch ist meine alte und neue Gesinnung den untern Garten für uns und besonders für August zu erhalten. Es müßten denn günstige Umstände eintreten, die wir jetzt nicht voraussehen können.

In einem langen Kasten erhältst du vierundzwanzig Diptampflanzen. Laß sie gleich im Garten herum setzen, wo sie noch anzubringen sind: denn deine Rabatten sind wohl schon voll genug. Alles neugepflanzte muß bey der jetzigen Witterung fleißig begossen werden.

Ich hoffe bis diesen Abend sollen auch die verlangten Kohlrabi und Kohlpflanzen beysammen seyn. Ist ein Fischchen anzutreffen, so erhältst du es gleichfalls. Mit dem neulichen Wein mag es ein Mißgriff gewesen seyn: denn der zuletzt überschickte ist wieder [351] der rechte. Es wäre mir lieb, wenn das noch vorräthige Geld nicht angegriffen würde und du das nöthige vom Johannis Quartal nähmest. Mit dem was ich hier habe, komme ich zwar bis dahin aus; beym Weggehen aber, wo die Trinkgelder zu geben sind, werde ich noch Succurs brauchen. Die Interims Quittung schicke ich dir mit den nächsten Boten.

Mit meinen Arbeiten geht es gut und wenn nichts weiter dazwischen kommt, gedenke ich zu Johannis dich hier zu erwarten, und mich einzurichten, daß wir alsdann zusammen wieder zurückkönnen: denn bis dahin läßt sich noch vieles thun.

Lebe recht wohl, grüße deine nächsten Umgebungen, und wenn ich was sollte vergessen haben, so erinnere mich. Ein paar leichte Nachtwestchen könntest du mir schicken.

Grüße Herrn Kaaz zum allerschönsten, und obgleich ein Künstler nicht gern schreibt; so ersuche ihn doch mir gelegentlich zu melden, wie es ihm geht. Es stehen bey mir viele kleine Bretchen herum, auch ein saubres Reißbrett, das der Prinzeß gehört. Wenn Kaaz diese brauchen kann, besonders da er vielleicht schon gegenwärtig der Prinzeß einigen Unterricht giebt, so gieb die Bretter nur hin. Was darauf geklebt ist, kann man nur herunterschneiden und du hebst es mir auf. Von den Diptampflanzen, und wenn ich sonst etwas von Blumenpflanzen schicke kannst du Frau von Milkau etwas mit unsrer Empfehlung zukommen[352] lassen um so mehr als unsres Gärtners Sohn bey ihr in Diensten steht, und uns auch manches gefällige erzeigt. –

Unzelmann ist heute bey mir gewesen und schien ganz munter und getrost. Lebe recht wohl und vergnüge dich mit deiner nächsten Umgebung.

Jena den 6. Juni 1809.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8EDA-9