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An Charlotte von Kalb
[26. April.]
Von Ihrem herzlichen Antheil an der gestrigen Aufführung war ich überzeugt und ich freute mich, Sie gegenwärtig zu wissen. Warum kann man doch nicht oft solche ernsthafte Versuche machen? und wie weit würde man durch Wiederholung, Übung, Urtheil und Empfindung geleitet werden!
Wie gern trüge ich manchmal etwas von meinen frühren Werken vor, wie gern etwas von dem was mich gegenwärtig beschäftigt, denn was bildet schneller, was muntert reiner und lebhafter auf als freundschaftliche Theilnahme und daß es nicht geschah, nicht geschieht, sollte die Ursache blos in einer trüben Vorstellungsart über gewisse Verhältnisse liegen? da ich andre so hell und heiter sehe. Ich darf nicht umwenden, denn sonst sagte ich vielleicht was besser in der Feder bleibt. Leben Sie recht wohl und haben Sie tausend Danck für Ihr freundliches Wort.
G.