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An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeboren

gefällige Mitwirkung in einer kleinen. obschon für mich nicht unbedeutenden Angelegenheit mir zu erbitten, sehe ich mich in diesen Tagen veranlaßt.

Die Weygandische Buchhandlung, welche zuerst meinen Werther verlegt und einige weitere Ausgaben, ich erinnere mich nicht wieviel, davon veranstaltet hat, machte mich vor einiger Zeit mit der Absicht bekannt eine nochmalige zu versuchen, wünschte meine Anerkennung und eine Vorrede, wie sie's nannten.

Gegen den neuen Abdruck war nichts einzuwenden, ob ich irgend einige günstigen Stimmung überlassen.

Jetzt melden sie mir daß der Abdruck im Gange sey und nun von mir die öffentliche Anerkennung durch irgend ein Vorwort nöthig werde, wie sie denn das Honorar meinem billigen Ermessen anheim stellen.

[123] Nun ist hier freylich kein großer Gewinn zu hoffen, doch möchte wohl jedermann von Zeit zu Zeit sich oder den Seinigen einen billigen Wunsch versagen zu dessen Befriedigung er sich ein zufälliges Mittel wünscht. Sie sehen leicht daß es in diesem Falle unerfreulich wäre direct zu handeln und vielleicht gar zu markten, darum ich Dieselben ersuche die Vermittlung über sich zu nehmen, wozu Folgendes möge die Einleitung seyn.

Ich lege funfzig Reimzeilen bey, denen ich Ihren Beyfall wünsche; sie könnten den guten Leuten vorgewiesen werden, ohne jedoch solche bis zu abgeschlossener Sache aus Handen zu geben. Ew. Wohlgeboren sind selbst Autor und haben mit den Verlegern genugsamen Verkehr um zu wissen was in dieser Sache recht und billig wäre.

An einem Contract für die Zukunft war vor funfzig Jahren nicht zu denken und ich erinnere mich kaum jener früheren Verhandlungen, auch möchte nach so vieler Zeit, nach den großen Veränderungen im Buchhandel gegenwärtig dieses als ein ganz neues Geschäft anzusehen seyn. Haben Sie die Güte die Betheiligten anzuhören und ihre Meynung zu vernehmen.

Es ist hier darum zu thun meine Zustimmung zur neuen Auflage zu honoriren, die denn durch das beykommende Gedicht, welches auch seinen Werth haben mag, deutlich ausgesprochen und vor dem Gesetz und [124] dem Publicum legitimirt wird. Haben Sie die Güte mir deshalb Vorschläge zu thun in Bezug auf jene Erkundigung nach eigenem Ermessen und behalten wie schon gesagt das Gedicht an sich, bis zum Abschluß, wie ich denn auch alsdann wegen des Titels einiges zu bemerken wünsche.

Die herkömmlichen gebundenen, gehefteten und allenfalls rohen Exemplare haben Sie die Gefälligkeit mir auszudingen.

Lassen Sie mich gestehen daß es etwas eigen Reizendes für mich hat, nach meinem neulichen, für sittliche und ästhetische Mittheilungen dankbaren Briefe, diesen ökonomisch-rücksichtlichen sogleich abzulassen. Möge dieß auch zu dem bestandenen guten Verhältniß noch einen freundlichen Bezug hinzufügen.

redlich theilnehmend,

aufrichtig ergeben

Weimar den 30. April 1824.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-908A-E