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An Johann Heinrich Meyer

Meine Unterhaltung mit abwesenden Freunden ist immer etwas desultorisch. Auch habe ich Ihnen lange kein Wort gesagt und bin auf einen Brief mit einer Antwort im Rückstande, der mir viel Vergnügen gemacht [89] hat. Es hat sich aber auch diese Zeit her so manches eingeschoben, daß ich kaum zu mir selbst gekommen bin.

Der Druck des Romans neigt sich zum Ende und doch werden immer noch acht Tage hingehen. Ich gratulire zur Kunstgeschichte und hoffe auf manche Unterhaltung über dieselbe.

Zu dem Armband und Siegel habe ich einige Einfälle gehabt, die ich beylege. Vielleicht entspringt bey weiterem Nachdenken noch etwas anderes. Auf diese Weise käme eine Ähnlichkeit in Geschenk und Gegengeschenk, und ob die Dinge gleich den Abraxas ähnlich sehen; so muß man bedenken, daß wir auch späte Kunstgenossen sind.

Die Galerie Versopi nach Albano nehmen Sie ja für die Bibliothek: es ist sehr wünschenswerth uns nach und nach zu completiren.

Auf die neueingerichteten Zimmer freue ich mich recht sehr und werde mit Rath und That zu deren Ausstattungen und Erhaltung recht gern beytragen.

Wegen Daltons Correggio weiß ich wirklich nichts zu sagen, als daß man die Sache gelind hin und herschiebt und wenn sie sich nicht einleiten will einmal eine Zeit lang ruhen läßt. Ich müßte mich sehr irren, oder Dalton setzt in seinen Gedanken einen unmäßigen Preis drauf, den er nicht auszusprechen wagt, und den er doch gern der Hoheit ins Gewissen schieben und aus ihrer Casse erheben möchte. Gehen Sie auf[90] alle Fälle dilatorisch zu Werke bis wir uns wiedersehen.

Da ich bey der Eintretenden unfreundlichen Witterung die Unbequemlichkeiten unsres Quartiers erst recht zu empfinden anfange; so sehne ich mich freylich nach Hause. Doch will ich nicht, da ich so lange ausgehalten habe, eher hier weggehen, als bis alles abgethan ist, damit ich nichts unvollendetes mit hinüber schleppe.

Von Köstritz sind mir einige problematische Antiquitäten zugeschickt worden, eherne, horn- oder vielmehr schneckenförmige hohl gegossene Körper, wovon ich eine flüchtige Zeichnung einschalte

Es ist ein Ganzes, ein zerbrochenes und zwey Stücke die nicht zusammenpassen. Unsre Antiquaren haben nie dergleichen gesehen. Es sind offenbar Klanginstrumente beym heidnischen Gottesdienst gebraucht, Von deren Abergläubischen Benutzung ich in den Ersten Deutschen Concilien glaube Spuren gefunden zu haben. Für dießmal nur noch das beste Lebewohl.

Jena den 28. Sept. 1809.

G.


Möchten Sie wohl auch die Recension der Steinarbeiten fördern?
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Johann Heinrich Meyer. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90B4-0