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An Silvie von Ziegesar

Von Tag zu Tag, liebste Silvie, hat man mich auf die Seegeschöpfe vertröstet, die Sie zu einem so frommen Gebrauch verlangten, es sind aber deren bis [283] jetzt noch keine angekommen, das mir sehr leid thut; denn zeigt sich bey einem Krancken nur einiges Gelüst, kann man ihm nur einige Erquickung verschaffen; so ist es schon ein großer Trost und wenigstens augenblickliche Beruhigung. Ich fehle gewiß nicht, sobald sie ankommen davon zu senden.

Ihren Herrn Vater unsre gute Loder habe ich diese Zeit gesehen, leider konnten sie mir von Ihnen und der theuren Mutter nichts erfreuliches melden. Wie sehr bedaure ich einen so peinlichen, hoffnungslosen Zustand. Auch Sie, liebste Silvie nehmen mehr als jemand Theil und ich weis nur zu gut wie Sie durch eine eingebohrene Sympatie von den mütterlichen Übeln ergriffen werden. Mögte doch Ihre Jugend und gute Complexion solchen leider nur zu oft wiederholten Angriffen widerstehen. Sagen Sie mir von Zeit zu Zeit ein Wort, auch Ihre Klagen thun mir wohl weil ich weis daß Sie Sich dadurch erleichtert fühlen. Mir geht es ganz gut, meine Gesundheit hält sich, meine Geschäfte ziehen wieder ihren alten Gang, Societät und manche fremde Erscheinung geben manche Unterhaltung. Möchten Sie doch Theil daran nehmen können.

d. 22. Jan. 1809.

G. [284]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Silvie von Ziegesar. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9189-E