21/5869.
An den Herzog Carl August
Nach Ew. herzogl. Durchlaucht gnädigster Entschließung ist der Concertmeister Destouches beschieden worden, welche Bedingungen er denn auch nach einigen Bedenklichkeiten angenommen.
Darauf ersuchte er mich nachstehenden unterthänigste Bitten Ew. Durchlaucht zu gnädigster Gewährung vorzutragen.
1. Daß er schon zu Weihnachten entlassen würde, weil es für ihn äußerst nöthig sey, bald zu den Seinigen zu gelangen und in seinem Vaterlande ein Unterkommen zu suchen.
2. Daß er mit dem Charakter eines Kapellmeisters entlassen würde. Dieses Gesuch unterstützte er mit folgenden Gründen: In Oberdeutschland heiße jede, der am Clavier dirigire, Kapellmeister, dagegen Concertmeister derjenige, der mit der Violine eigentlich die Instrumentalmusik dirigire. Er würde also mit obigem Titel sich gleich als derjenige ankündigen, was er wirklich leisten könne, und es würde kein Mißverständniß entstehen, wie ihm wohl schon früher in seiner Heimath wegen seines Titels als Concertmeister begegnet wäre. Daß es ihm zugleich eine vortheilhaftere Einleitung gebe, stelle er nicht in Abrede.
3. bitte er, daß das ihm zu ertheilende Abschiedsdecret gnädigst so abgefaßt würde, daß es ihm zugleich als Empfehlung dienen könnte.
[145] Ad 1. Sollte ich denken, würde es Ew. Durchl. Hoftheatercommission selbst angenehm seyn, einen Mann geschwinder entfernt zu sehen, von dem man einen frohen und muthigen Dienst nicht mehr erwarten kann.
Eine solche interimistische Direction hat schon neulich auch bey Destouches' Krankheit stattgefunden. Auch kann man sich früher wenigstens des Rathes des neuen Kapellmeisters bedienen und bis Ostern seine Einwirkung benutzen.
Ad 2. Scheint für die hiesigen Verhältnisse gleichgiltig, ist nicht ohne Beyspiel und würde dem Verabschiedeten zu großem Vortheil gereichen.
Ad 3. Auf einige Canzleyphrasen wird es wohl nicht ankommen.
Ew. Durchl. weitere Befehl und die in dieser Sache verfaßten Concepte resp. erwartend und zu deren Verfassung sich erbietend, empfiehlt sich zu Gnaden
Weimar, 30. Nov. 1809.
Goethe. [146]