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An Sulpiz Boisserée

Ihr werthes Schreiben, mein Theuerster, vom 4. Juli erhalt ich freylich erst spät und wahrscheinlich haben Sie unter dieser Zeit meine zwey Sendungen erhalten. Eine vom 3. Juli, worin ich manches vertraulich meldete, eine vom 23. ejd., welcher ich die lebenslustigen Blätter beylegte.

Das Blatt von Mabuse, welches sie mir senden, ist, wie immer, bewundernswürdig; alle folgenden sollen mir in jedem Sinne willkommen seyn. Man wird auf eine wunderbare Weise in eine Zeit versetzt in der man nicht hätte leben mögen und an die man doch gern erinnert wird.

Die Schuld großherzoglichen Museums liegt parat, ich füge die meinige hinzu wenn das erbetene Papier anlangte.

Es geht mir verhältnißmäßig ganz gut und wer kann mehr sagen? Es hat mir die ganze Zeit her nicht an Interesse gefehlt, und nicht an Anregung dieß und jenes zu Papier zu bringen. Möge dereinst auch für Sie etwas daraus zu schöpfen seyn.

Von des Herrn Obrist Heideggers Arbeiten hör ich von mehreren Seiten das Beste; ich freue mich daß sie zu sehen Ihnen gegönnt ist. Ich habe früher einiges nach ihm lithographiert gesehen, welches sich freylich sehr vorzüglich darstellte.

[159] Mein Sohn ist auf dem Wege nach Genau, nachdem er sich die Lombardie recht ausführlich angesehen. Wenn er das Glück hat so fortzufahren, so bringt er sich einen großen Schatz des Lebens zurück.

Mich beschäftigt jetzt die im Kreise der französischen Akademie, zwischen Geoffroy de St. Hilaire und Baron Cuvier ausgebrochene Streitigkeit; sie ist für die Naturwissenschaften von großer Bedeutung. Ich suche in einem Aufsatz für mich und meine Nächsten diese Angelegenheit, die sich auf's widerwärtigste zu verwirren droht, in's Klare zu setzen und darin zu halten.

Dießmal nicht mehr, das Allerbeste wünschend!

Weimar den 27. Juli 1830.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92E3-7