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An August von Goethe

Du hast von mir, mein lieber August, lange nichts gehört. Indessen wirst du von deiner Mutter verschiedenes vernommen und nun auch die 50 Thaler [293] erhalten haben, die du verlangtest. Mache damit deine Haushaltung rein; ich will dir künftig vierteljährlich von hier aus 25 Thaler schicken. Siehe zu, wie du Haus hältst.

Ich habe vor einiger Zeit an Herrn Hofrath Thibaut geschrieben und ihm gedankt, daß er sich deiner guten und bösen Tagen so treulich annehmen wollen. Halte dich ja an diesen trefflichen Mann und Lehrer, so wird dir in jedem Falle geholfen seyn. Auch alle übrigen Freunde grüße schönstens und suche sobald als möglich kleine Misverständnisse die vorkommen, wieder ins Gleiche zu bringen. Schreibe mir von Zeit zu Zeit; besonders auch sage mir, wie es denn mit den Pandecten geht.

An Herrn Hofrath Thibaut habe ich schon geschrieben, daß du künftigen Sommer die Pandecten nicht wieder zu hören brauchst. Es ist besser daß einige Zeit verstreicht, ehe man sich wieder zu einer so wichtigen Arbeit kehrt. Indessen erholt sich der Geist, bildet sich an andern Gegenständen und kommt frischer und getroster auf die vorige Stelle zurück.

Mutter und Freunde werden dir umständlich Nachricht von der letzten Redoute gegeben haben. Soviel kann ich dir versichern, daß deiner oft gedacht worden ist und daß man dich mehr als einmal herbeygewünscht hat.

Schreibe mir doch auch etwas von der Witterung. Wir haben in der Nacht vom 30. auf den 31. einen [294] gewaltigen Sturm gehabt. Hat sich etwas Ähnliches etwa bey euch eingefunden? Leider hat diese himmlische Gewalt auch uns einen Schaden gethan, der dich betrüben wird. Der alte Wacholderbaum im untern Garten ist umgestürtzt worden. Wir haben ihn gestern gemessen: er hat die Höhe von 43 Fuß erreicht. Das brauchbare Holz davon will ich ausschneiden lassen, damit wir sein Andenken in irgend einem Hausrath bewahren. Eine nähere Beschreibung dieses merkwürdigen Baumes und wie wir ihn bey seiner Section gefunden haben, steht zu Diensten, wenn du irgend einen botanischen Freund hast, den sie interessieren kann. Aus dem obern Theile, etwa 35 Fuß über der Erde, will ich einige Dosen drehen lassen und eine an Blumenbach schicken dem so etwas Spaß macht.

Und so will ich für dießmal schließen und dir wohl zu leben wünschen.

Weimar den 5. Februar 1809.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92F9-8