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An August von Goethe

[Wiesbaden, 29. August 1814.]

Das Kästchen ist glücklich angekommen und es freute mich gar sehr Herrn Ob. Berg-Rath Cramer. der mir soviel liebes erzeigt und ohne welchen mein hiesiger Umgang sehr mager ausgefallen wäre, doch vorläufig einige Gefälligkeit erzeigen kann. Des Herzogs Leute bringen dir ein Schächtelchen guten Inhalts. Drey Kistchen sind schon gepackt und es wird ihrer noch ein Paar geben. Noch andre schöne Acquisitionen stehen bevor um leidlichen Preis. Mit dergleichen Dingen muß man das Leben auffrischen. Der Herzog war munter und wohlgemuth, ich wünsche daß seine Rückkunft auch Dir Vortheil bringen möge. Treibe das Baugeschäft wie das Dintenwesen, sobald [23] du es deutlich hast kannst du nachsichtig seyn und doch immer auf das rechte Ziel losgehen.

Es ist hier eine Fabric von Schreibefedern, ich sehe grosse Kisten einpacken, man sagt sie seyen gut. Ich bringe dir Proben mit.

Noch etwas von obgemelten Acquisitionen! Im Kloster Eibingen befand sich ein Gefäs von dem man sagte es sey eins von denen in welchen Christus, zu Cana, die höchst glückliche Operation gemacht habe. Ich vermuthete, als ichs hörte, das müsse was sonderliches seyn. Und das ist es auch.

Von dem köstlichen antiken, sogenannten, Alabaster, den man für Achat nehmen kann. Die Henckelchen abgebrochen, sonst unbeschädigt. Wenn du die ersten Muster des antiken Kalcksinters, in unsrer Sammlung, ansiehst, kannst du dir einen Begriff davon machen. Einen Fus von Bronze drunter, und so wird es unschätzbar seyn. Ich hoffe es zu acquiriren, und so kommt diese Reliquie auf die wunderbarste Weise zu uns. Ich werde mir, nach englischer (und Blumenbachischer) Weise, ein Attestat darüber ausstellen lassen.

[24] Seit ich dieses schrieb ist die Sammlung, worin sich das Gefäs befindet, in Gernings Hände, für einen allzuhohen Preis, gekommen. Er zaudert und judelt nun und will sich wegen der Urne nicht erklären. Wir wollen sehen was daraus wird. Graf Henckel geht über Weimar. Seinem Bedienten gehe ich ein schön Stück von jenen Versteinerungen in Grau-Wacke mit. Das Schächtlein durch des Herzogs Kammerdiener hat dir gewiss Freude gemacht. Mit wundersamen Gebirgsstreken werde ich nun bekannt. Da mir das Bad sehr wohl thut und das Land so schön als bedeutend ist werde ich übers Jahr wohl wiederkommen. Lebe du wohl.

G.

Besonders empfiel mich Herrn Geh. R. v. Voigt.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An August von Goethe. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9367-A