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An Johann Gottfried Schadow

Des Herrn Cammerherrn von Preen thätige Sorgfalt hatte mich brieflich von Ew. Wohlgeboren Gesundheitsbesserung [86] und zu hoffender völliger Wiederherstellung früher unterrichtet, als jene übereilte Nachricht in das den Zeitungen meist unzugängliche Böhmen hineindringen konnte. Ich weiß ihm also nicht genug zu danken, daß er mir einen so großen Schrecken und manche Tage des höchsten Leidwesens ersparte. Denn was hätte mir trauriger begegnen können, als wenn Sie ein Opfer so vieler geistigen und körperlichen Bemühungen hätten werden sollen. Möge das alles zur Vorbedeutung langen Lebens und voller würdiger Thätigkeit gedeihen!

Bisher nun hab ich durch Freude Ihre zunehmende Genesung vernommen und wünschte gegenwärtig unmittelbar von Ihnen oder den Ihrigen deshalb gewisse und umständliche Versicherung zu erhalten.

Zugleich muß ich meinen treulichsten Dank abstatten für die geneigte Weise mit welcher Sie meiner in Ihrem Programm gedenken. Mit einem Künstler von so sichern Grundsätzen und geprüfter, die Erfahrungen so mancher Jahrhunderte redlich verehrender Denkweise ward freylich nicht schwer überein zu kommen: denn alles beruht ja den Maximen wonach man seine Handlungen und Arbeiten einrichtet; treffen Künstler und Kunstfreunde hierin zusammen, so ist das Ziel schon so gut als erreicht, weil man sich über die Mittel gewiß verständigen wird.

[87] Ist man übrigens von der artistischen und technischen Schwierigkeit eines solchen Unternehmens durchdrungen, so sieht man es fast als ein Wunder und Mährchen an, daß dergleichen bey uns zuletzt doch vollkommen gelingen konnte. Nehmen Sie daher meinen Glückwunsch und die ausgesprochene Hoffnung, daß es mit allen ähnlichen Ihren Unternehmungen noch lange Jahre gleich günstigen Gang und Vollendung haben möge. Wie ich denn auch von dem fernern Gelingen Ihres Luthers unterrichtet seyn möchte.

Wobey bemerke daß in Paris eine schöne Medaille auf das Jubiläum geprägt worden. Sollten Sie solche noch nicht besitzen oder sie für einen guten Freund wünschen, so steht ein Exemplar zu Diensten.

Mein Andenken in Ihrem Kreise zu erhalten bittend

treulich ergeben

Weimar den 27. October 1819.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Johann Gottfried Schadow. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9531-1