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An Carl Friedrich Zelter
Kaum ist mein Brief abgegangen der die verspätete reise meines Augusts meldet; so kommt der Ihrige mit der unerwarteten traurigen Nachricht die mich ganz außer Fassung bringt. Eben zu der Zeit da ich mir Berlin mehr als je vergegenwärtige, da wir den Plan vor uns haben, die neue Münzstraße aufsuchen, eben da ich hoffe durch meinen Knaben Ihr Wesen, Ihre Umgebung mir näher gebracht zu sehen, wie er mir vorm Jahr das Bild meiner Mutter zurückbrachte; so erleben Sie den Gewaltsamen Riß den ich in jedem Sinne mitempfinde, ich mag mir [117] nun Sie einsam von einer großen Haushaltung und mancher schwierigen Geschäften umgeben dencken; oder ich mag auf mich zurückkehren und mir in meiner eignen Lage ein so schreckliches Ereigniß immaginiren. Leider ist das Hinderniß das meinen Abgesandten zurückhält nicht zu beseitigen, sonst fertigte ich ihn gleich ab weil die Gegenwart eines neuen freundlichen und liebenden Wesens Ihnen vielleicht heilsam würde und das daraus entspringende Gute die Unbequemlichkeit wohl es auch ein Trost einen Repräsentanten meiner Neigung und herzlichen Theilnahme bey Ihnen zu wissen; doch auch das soll nicht seyn und gerade trifft das alles zusammen in eine Zeit wo ich auch mancherley zu heben und zu schleppen habe. Nicht weiter! Bitte um baldige Nachricht.
W. d. 26. März 1806.
G.