[158] 14/4097.

An Franz Christian Lerse

[Concept.]

[20. August.]

Durch Herrn v. Kotzebue der Ihre thätige Gewogenheit nicht genug rühmen konnte, habe ich die Nachricht von Ihrem Wohlbefinden, mit besonderm Vergnügen, erhalten und finde mich gegenwärtig auf verschiedne Weise veranlaßt Ihnen, werther alter Freund, auch wieder einmal zu schreiben und Sie um verschiedne Gefälligkeiten zu bitten, deren ich theils für mich selbst theils für die Geschäfte bedarf denen ich vorgesetzt bin.

Wollten Sie mir wohl einmal wieder Nachricht geben wie es mit dem jungen Jagemann steht? was er für ein Leben führt, in welcher Gesellschaft er sich befindet, was er jetzt in Absicht auf Kunst vor hat und wie Sie überhaupt mit ihm zufrieden sind? Es ist so manchmal von diesem jungen Mann die Rede und ich wünschte doch auch aus guter Quelle über ihn unterrichtet zu seyn.

Sodann wollte ich Sie ersuchen mir die Adresse zu verschaffen woher man das beste geschlagne Gold aus der ersten Hand zieht, da man in Wien solches für trefflich zu bereiten versteht. Sie könnten mir ja wohl zugleich einen Preiscourrant verschaffen damit wir uns bey unsern Bestellungen darnach richten können.

[158] Hierauf folgt eine Anfrage. Man tat mir eine Sammlung Handzeichnungen angetragen, die ich mir in früherer Zeit da ich auf solche Dinge Geld zu verwenden mehr im Falle war, wohl selbst angeschafft hätte und von der Sie beyliegend eine nähere Notiz erhalten. Hätten vielleicht Sie oder der Herr Graf einige Neigung dazu? Der Preis ist gering gegen die Preise wie sie bey Kunsthändlern und in Auctionen vorkommen. Allenfalls wäre man nicht abgeneigt sie Ihnen zur Einsicht zuzusenden, welches sehr leicht geschehen könnte, wenn Sie mir nur anzeigten wem man sie in Leipzig zu übergeben hätte. Dieses soll ganz von Ihrer Neigung und Entscheidung abhängen.

Hat sich Ihre Münzsammlung indessen recht vermehrt? und sind Sie wohl im Falle gelegentlich einige Doubletten gegen billigen Preis abzulassen. Ich muß zwar selbst einer solchen Sammlung entsagen, habe aber einige Freunde, denen ich wohl etwas dergleichen zuwenden und zuweisen möchte.

Die Freundin, an welche beyliegender Brief addressirt ist, befindet sich wahrscheinlich schon in Wien. Sie ist so viel ich weiß Ihnen schon persönlich bekannt und ich zweifle nicht daß eine nähere Bekanntschaft für beyde Theile Gewinn seyn würde, und ich darf wohl kaum die Bitte hinzufügen daß Sie ihr diesen Brief selbst übergeben mögen.

Lassen Sie mich, werther Freund, auf diese meine Ansuchen und Anfragen die Antwort nicht lange vermissen. [159] Schreiben Sie mir aber auch wie es mit Ihren Haus- und Garteneinrichtungen steht und ob Ihr eigner Herd bald aufgerichtet ist.

Empfehlen Sie mich dem Herrn Grafen bestens, dessen schönes mineralogisches Geschenk noch erst vor kurzem zur besondern Freude einem reisenden mineralogischen Liebhaber vorgezeigt wurde.

Erhalten Sie mir Ihr Andencken, so wie ich die Hoffnung nicht fahren lasse Sie noch einmal in Wien zu besuchen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Franz Christian Lerse. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-958C-6