21/5765.

An Alexander von Humboldt

[Concept.]

[Juli.]

Den Professor Voigt kann ich von Jena nicht nach Paris reisen lassen, ohne ihm an Sie, mein theurer und verehrter Freund, einem Brief mitzugeben. Durch seine schönen Kenntnisse und die geistreiche Art, wie er Naturgegenstände betrachtet und verknüpft, wird er sich Ihnen sehr bald empfehlen. Wie sehr beneide ich ihm Ihre lehrreiche Gegenwart.

Seine Abreise von Jena erinnert mich an die Zeit, in der Sie sich hier zu Ihrem großen Unternehmen vorbereiteten, das Sie durch ein fast anhaltendes Wunder so glücklich vollbracht haben. Sie sind überzeugt, daß ich unter die Dankbaren gehöre, die zu schätzen wissen, was wir Ihnen schuldig sind, und unter die Verlangenden und Erwartenden, die mit Sehnsucht allem demjenigen entgegensehen, womit Sie uns nach und nach beschenken.

Mögen Sie Professor Voigt von sich von Ihren näheren und ferneren Arbeiten und Vorsätzen etwas vertrauen; so wird er bey seiner Rückkehr doppelt werth seyn, indem er mich Ihnen und Ihrer Thätigkeit näher bringt.

[15] Was mich betrifft, so bin ich meinen Arbeiten aller Art auf mancherley Weise retardirt worden, und es bleibt mir nichts übrig als durch eine gewisse Consequenz dasjenige was mich interessirt festzuhalten, und wenn ich auch nicht viel erwerbe, wenigstens nichts zu verlieren.

Der Druck meiner chromatischen Arbeiten ist ziemlich vorgerückt und doch brauche ich vielleicht noch ein Jahr um alles zusammen zu bringen. Wie sehr wünschte ich alsdann Ihr Urtheil zu vernehmen und zu weiteren Fortschritten ihre Theilnahme zu finden.

Ihr Herr Bruder hat uns bey seiner Durchreise und einigem Verweilen sehr glücklich gemacht. Wir konnten nach einer so langen Pause endlich doch einmal mit Behagen das Vergangene recapituliren und uns im Gegenwärtigen wiederfinden. Seine Thätigkeit scheint ihn in Königsberg heiter und froh zu erhalten, und ich bin überzeugt, er wird bey seinen Einsichten und Gesinnungen unendlich viel Gutes stiften. Schon bin ich ihm persönlich großen Dank schuldig, daß er sich Zelters angekommen und die Musik an die übrigen Künste angeschossen hat.

Von dem wie wir leben und was wir treiben wird Professor Voigt nähere Auskunft geben. Wir befinden uns freylich jetzt im Zustande der Contraction, die aber keine Concentration ist.

Leben Sie recht wohl, erhalten Sie mir Ihre [16] freundschaftlichen Gesinnungen und geben mir gelegentlich einmal ein Zeichen des Andenkens und der Neigung.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Alexander von Humboldt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95FF-4