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An den Herzog Carl August

Es fängt in diesen Tagen an ziemlich konfus mit mir zu gehen, wenn Arens kommt wird es noch besser werden und der May wird verschwinden ohne daß man ihn gewahr geworden.

Das Schauspiel überwindet alle feindseligen Einflüsse, die Einnahme ist gut, die Menschen im Durchschnitte genügsam und wer ihnen den Spas verderben will behält immer Unrecht. Ich habe die besten Hoffnungen, in einem Jahre soll es anders aussehen.

Von Kirms Weigerung habe ich keine Ursache erfahren können als die Sie auch wußten. Sich nicht von der General Polizey zu entfernen mochte wohl die Hauptabsicht seyn.

Wegen Facius hätte ich ein Anliegen das ich Ihnen vortragen muß. Er schiebt von einer Zeit zur andern das Steinschneiden von sich ob er gleich die Maschine [259] hat. Ich kann es ihm nicht ganz verdencken. Aufs Graben und Stahlschneiden versteht er sich und hats in der Übung, verdient gleich etwas Geld und ist von der Fabricksucht angesteckt mit wenig Kunst und leichter Mechanick etwas erwerben zu wollen, darüber geht aber das bessere und eine solidere Zukunft zu Grunde. Es ist mir der Gedancke gekommen: da Sie Venten jetzt nach Schlesien schicken, wenn Sie Facius mit hinschickten daß er sich so lange in Warmbrunn aufhielte biß Vent aus Glaz zurückkäme. In Warmbrunn ist die Steinschneiderey ein Handwerck und das Mechanische was Faciusen jetzt sauer wird was er vielleicht in einem Jahre nicht ausstudirt dort etwas ganz gemeines, das er in kurzer Zeit faßt und übt. Es ist wenig was Sie auf diese Zeit an ihn wenden, vielleicht braucht er auch einen kürzeren Aufenthalt und es wären nur die Reisekosten, der Effeckt der dadurch hervorgebracht wird ist für ihn und für die Kunst unschätzbar. Bißher danckt er seine Bildung Ihren, Ihrer Frau Gemahlinn Wohlthaten und dem hiesigen Institute, wie sehr würde es mich freuen wenn Sie geneigt wären meinem Vorschlage Gehör zu geben. Er würde diesen Sommer den Mechanismus seines Metiers faßen, auf der Rückreise Dresden sehen und wenn auf den Herbst Mayer kommt, könnte ich auf den Winter schon was vorzügliches versprechen. Denn wenn alles geht wie ich dencke soll der Nahme PHAKIOS einmal mit dem Nahmen PICHLER wetteifern.

[260] Die Theorie der blauen Farbe habe ich auch in diesen Tagen geschrieben und werde sie in irgend ein Journal eindrucken lassen.

In der Hamburger Zeitung hat ein theilnehmender Mensch gut von meiner Metamorphose gesprochen, es ist mir lieb um der Wissenschaft willen mehr als um mein selbst willen. Ich lege das Blat bey. Ich hoffe nun auch mit meinen übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Glück zu machen. So wird denn doch immer etwas gefördert.

Leben Sie recht wohl! ich wünsche das beste Wetter.

(Hendrich hat den Kupferstecher Müller zum Spritzenwesen citirt, ich habe den Actum wenigstens suspendirt. Unsern jungen Künstlern werden wir doch die Vortheile der Academischen zugestehen, wenn wir unsre Anstalt gleich nur beschreiben eine Schule nennen.)

Es ist abgethan.

Nochmals das beste Lebe wohl.

d. 17. May 1791.

G.


d. 18. May.

Noch kann ich mit lebhafter Freude melden, daß ich seit gestern die Phänomene der Farben wie sie das Prisma, der Regenbogen, die Vergrößerungsgläser pp zeigen auf das einfachste Principium reducirt habe. Vorzüglich bin ich durch einen Widerspruch Herders dazu animirt worden der diesen Funcken herausschlug.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1791. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9625-6