9/2802.
An den Herzog Carl August
Ein Brief von Einsiedel veranlaßt mich Ihnen diesen Boten zu schicken. Ich schrieb ihm neulich: daß ich der Herzoginn, wenn sie nicht so eilig aus Italien zurückgekommen wäre, wohl hätte ein Stückchen entgegen gehen mögen. Da sie nun durch ihre Frau Schwester und den Erbprinzen von Braunschweig in Neapel aufgehalten worden, so nimmt sie mich beym Worte und Einsiedel schreibt mir wenn ich es nicht ausführte täuschte ich die Herzoginn in einer sehr angenehmen Erwartung, er sey selbst dabey interessirt und dringt in mich daß ich meinen Vorsatz nicht soll fahren laßen.
Wenn Sie also nichts dagegen hätten, so machte ich mich gleich auf und ging nach Augsburg, wo ich Briefe von Einsiedel finden werde, um zu sehen ob ich ihnen noch weiter entgegen zu gehen Zeit hätte. Das gelinde Wetter lädet zu einer solchen Reise ein.
Was von Geschäften einigermassen an mich geknüpft ist, liegt alles gut vorbereitet. Die Schloßbausache durch die Arbeiten mit Arens; das Bergwerck durch Baldaufs Bemühungen, an dem wir einen sehr braven Mann gefunden haben; die Steuersachen, die mich aufs neue interessiren und die Ihnen gewiß dereinst Freude machen sollen, sind auch für dieses [178] Jahr eingeleitet, daß also eine Abwesenheit von 6 Wochen nicht bemercklich werden wird.
Ohne Kosten macht mirs einen großen Spas, denn ich muß wieder einmal etwas fremdes sehen. Auch bin ich gewiß Ihrer Frau Mutter nützlich u.s.w. Ich richte mich daher ein, wenn der Bote zurückkommt und mir keine Contreordre bringt sogleich abzureisen.
Über ein und die andre Sache laß ich Ihnen noch einen Aufsatz zurück. Z.B. über die Rechnungs Termin Sache welche in meiner Abwesenheit wohl entschieden werden dürfte.
Sagen Sie mir doch auch ein Wort wie es Ihnen geht? und wann dießjahr die Revüen fallen? wenn kein Krieg wird. Ich möchte das 90 er Jahr gern unter freyem Himmel, soviel möglich zubringen.
Eben erhalte ich von Ihrer Frau Gemahlinn den Brief, welchen Sie unterm 16. Febr. schrieben. Da auch dieser das friedlichste hoffen läßt, so kann ich umsomehr die Hoffnung meiner Reise unterhalten.
Leben Sie recht wohl. Verzeihen Sie die üble Handschrift. Hierbey liegt ein offner Brief an Reichart mit einigen Glaubens Bekänntniß Artickeln.
W. d. 28. Febr. 90.
G.
Ich weiß nicht ob ich Sie schon einmal ersucht habe es dahin zu bringen daß wir Schwefel Abgüße von dem Königlichen Gemmen Cabinet erhielten Es wäre dünckt mich etwa unter dem Vorwande zu erlangen: [179] daß die Akademie der Künste, durch solche Abgüße auch Nutzen haben werde.
Ihre Frau Gemahlinn hat mir einen freundlichen Gruß aufgetragen.
Noch muß ich eine Vergeßenheits Sünde gestehen. Sie sagten mir was Sie Oertels Sohn jährlich auf der Akademie geben wollten und ich habe die Summe vergeßen.