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An Johann Gottfried Herder

Der Flecken ist zwar nicht ganz ausgetilgt, das Schloß noch nicht ganz bewohnbar, ich gehe aber doch weiter, das Übrige wird auch gethan werden.

[186] Noch bin ich in Jena, und wenn mir dieser Ort verhaßt werden könnte, so hätt' er es diese Tage werden müssen. So ein Greuel von Mißverhältnissen, als ich nur einigermaßen zu balanciren hatte, ist mit Gedancken kaum zu fassen, mit Worten nicht auszudrücken.

Habt Dank für Eure Liebe und Andenken. Ich gehe diesmal ungern von Hause, und dieser Stillstand in der Nähe macht mir die Sehnsucht rückwärts noch mehr rege. Ich will suchen morgen fortzukommen.

da man gegen das Ende weich und sorglich zu werden anfängt, so viel mir erst ein, daß nach meiner Abreise mein Mädchen und mein Kleiner ganz und gar verlassen sind, wenn ihnen irgend etwas zustieße, worin sie sich nicht zu helfen wüßte. Ich habe ihr gesagt, sich in einem solchen äußersten Falle an dich zu wenden. Verzeih!

Für Augusten lege ich ein Blatt bei. Es that mir herzlich leid, daß ich ihn zurücklassen mußte; es ging aber in manchem Betracht nicht an, ihn mitzunehmen.

Heute verdrießts mich bei so schönem Wetter in der Stube bleiben und mein Geschäft endigen zu müssen. Ohne die Jenaischen Händel wäre ich in Nürnberg. Lebt wohl und grüßt alles. Knebel und die Frau von Kalb. Ich dachte selbst daran, Knebeln mitzunehmen. Er ist so gut und es ist so gefährlich, sich mit ihm zu gesellen, und ich habe so ganz meine [187] eigne Weise nach der ich leben muß oder ganz elend bin. Lebt wohl. Gedenckt mein in Liebe.

Jena, den 12. März 1790.

G.

Danke für Ronca.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Johann Gottfried Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9741-B