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An Friedrich Heinrich Jacobi

Aus dem Brief an Max siehst du wie es mit mir steht und daß ich, da mein Flug nach Süden gehemmt worden, für diesen Winter wieder hier leibeigen bin.

Es wäre mir von so viel Freude als Nutzen gewesen dich wieder zu sehen. Denn erstlich ist der Roman nun fertig, und ich hätte dich gern, über dieses Ganze ohne Ende, umständlich gehört; dann habe ich mich mit allen meinen Kräften auf das epische geworfen[233] und will sehen, am Ende meiner Laufbahn, auch noch um diesen Eckstein herumzukommen, worüber ich denn sehr gerne theoretisch mit dir geschwatzt und dir meine Versuche vorgelegt hätte. Eben so wichtig wäre es mir gewesen dir meine weiter verbreiteten und besser geordneten Plane über die natürlichen Dinge darzustellen, weil es besonders jetzt auf Ausbildung des Subjects ankommt, daß es so rein und tief als möglich die Gegenstände ergreife und nicht bey mittlern Vorstellungsarten stehen bleibe, oder wohl gar sich mit gemeinen helfe. Du würdest mich nicht mehr als einen so steifen Realisten finden, es bringt mir großen Vortheil daß ich mit den andern Arten zu denken etwas bekannter geworden bin, die ich, ob sie gleich nicht die meinigen werden können, dennoch als Supplement meiner Einseitigkeit zum praktischen Gebrauch äußerst bedarf.

Du wirst wahrscheinlicher Weise meinen Roman eher aus dem Buchladen als von mir erhalten, ich habe selbst noch kein Exemplar, weil das Glätten aufhält. Es war ungeschickt von mir daß ich dir nicht eins direct aus Berlin addressiren ließ; sobald mein Paket ankommt, sende ich eins ab.

Auf Maxens Ankunft freue ich mich sehr. Ich hoffe er wird eine Zeit lang bey mir bleiben können, da Meyer nicht hier ist, kann ich ihn recht gut logiren. Lebe wohl und gedenke mein unter den deinigen, und behalte mich lieb.

[234] Humboldt kommt nun auch bald wieder, ich freue mich besonders dessen was er von dir erzählen soll.

Weimar den 17. Octobr. 1796.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9796-D