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An Johann Jacob und Marianne von Willemer
Keinen Augenblick will ich säumen um dankbar zu vermelden daß die drey lieben Zuschriften, vor der Abreise, sodann von Baden-Baden, ferner und zuletzt nach der Rückkehr mir postgemäß und richtig alle zugekommen, woraus zu ersehen mich höchlich freute, daß meinen Gedanken, die ich den Freunden unablässig zusendete, auch von dort her günstigste Erwiderung begegnete.
Als ein alter stiller Wetterprophete hatte ich wenig Hoffnung zu einem klaren Himmel dieses Jahrs, hielt mich meist in der Stadt, wenige Wochen in meinem Garten am Park und wagte mich nur dreymal nach etwas entfernteren Orten einige Freunde zu besuchen. Sie also von einer so schönen und glücklichen Reise abgehalten zu wissen war mir nicht unerwartet, aber höchst verdrießlich, besonders da ein Übelbefinden des theuern Freundes als Mitursache wirkend angegeben ward.
[91] Nun aber muß ungesäumt berichtet werden: daß zur besten Stunde ein köstliches Glas mit mancherlei guten Abbildungen angekommen und sogleich zu einem dankbaren Erwiderungstrunke Gelegenheit und Anregung gegeben hat. Es ist artig zu bemerken daß das Local einer Favorite einer von der Natur und den freunden höchst begünstigten Wandernden zum Aufenthalt dienen sollte, in einer Gegend wo noch von frühern Zeiten her Hudhud im Eckchen seine Rechte behauptet, einigermaßen trauernd daß er nicht immer fort und fort wie sonst mit anmuthigen Aufträgen in Bewegung gehalten wird. Zu einiger Beruhigung ward ihm aus dem neuangekommenen Glase zugetrunken und er schien diese Begrüßung nicht unfreundlich aufzunehmen.
Frisch aufgemuntert eilte er sogleich in die Weyhrauchs-Lande seiner alten Gönnerin der Königin von Saba und wird nächstens mit dem alldorten gewonenen Gemisch von Körnern, Pulvern und Blättchen, sich bey den Freunden einfinden um diesen Winter manchmal höchst anmuthige Erinnerungen aufzuwecken.
Über die so freundlich in Anregung gebrachte Angelegenheit nächstens das Weitere.
Eiligst wie treulichst
abschließend
wie immer
G. [92]