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An Samuel Thomas von Sömmerring

Wohlgeborner
Hochgeehrtester Herr Hofgerichtsrath.

Ew. Wohlgeb. sende ich die verschiedenen Bücher und Schriften, welche Sie mir nach und nach mitgetheilt, [20] mit vielem Danke zurück. Aus dem Camperischen habe ich mancherlei Unterricht gezogen, und freue mich, so oft ich etwas von diesem außerordentlichen Manne lese und höre.

Ihre Abhandlung über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer, habe ich mit Vergnügen gelesen. Es kann nicht fehlen, daß nicht durch solche Beobachtungen die Naturlehre täglich mehr zunimmt. Geben Sie uns ja dergleichen mehr aus Ihrem Vorrathe und seien Sie des Dankes eines jeden Freundes dieser edlen Wissenschaft gewiß.

Des Herrn Professor Blumenbachs Briefe waren mir sehr willkommen. Sie werden leicht glauben, daß sie mich in meiner einmal gefaßten Idee noch mehr bestärkt haben. Es wundert mich, daß er sich von der Spur auf die er gekommen war so leicht abbringen lassen. Da meine kleine Abhandlung gar keinen Anspruch an Publicität hat und bloß als ein Concept an zusehen ist, so würde mir alles was Sie mir über diesen Gegenstand mittheilen wollen, sehr angenehm sein. Sie haben selbst darüber gearbeitet und gedacht, wie viel interessantes müssen Sie darüber unter Ihren Papieren besitzen. Sie sollen nun nicht lange mehr auf die Zeichnungen des Elephantenschädels warten. Es thut mir leid, daß Sie über diese Angelegenheit mit Ihrem Nachfolger einige Verdrießlichkeit gehabt haben. Ich wünsche nur, daß die Zeichnungen Sie völlig schadlos halten mögen, wie ich [21] denn meinen Dank für Ihre Gefälligkeit nochmals wiederhole.

Ich lege die Adresse meiner Mutter bei wenn Herr Merck solche noch nicht übersendet haben sollte, und bitte um baldige Übersendung der versprochenen Schädel.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Goethe.

Weimar.
den 6. März 1785.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Samuel Thomas von Sömmerring. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9876-D