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An den Herzog Carl August

[Mitte Mai.]

Lichtenbergen, den Sie berufen haben, kann ich ohne ein Paar Worte nicht reisen lassen, um somehr als es die letzten sind, die ich Ihnen wahrscheinlich senden kann. Ihr liebes Brieflein erhielt ich gestern. Wir leben stille, stille fort. Wenn ich nur irgend wüßte Ihrer Frau Gemahlinn Freude zu machen. Es hat sie der Fall mehr angegriffen als sie es mercken läßt. Ich habe ihr die Abende einigemal etwas gelesen und eile nun den Tasso zu endigen, da sie das Stück zu interessiren scheint. Es geht mir damit wie es einem im Traum zu gehn pflegt, man ist so nahe am Gegenstand und kann ihn nicht fassen.

Sonst bedencke und besorge ich allerley in der Stille das Ihnen nach und nach entgegen wachsen soll. Von Lips versprech ich mir viel.

Fritz nimmt sich über meine Erwartung heraus, Sie werden in einigen Jahren über ihn erstaunen. Er hat vieles gute von Wedeln, dazu Gelegenheit sich zu unterrichten und den glücklichsten Humor zum Lernen und Erfahren.

Leben Sie recht wohl und zeigen recht glücklich an den Tagen wo es gilt das was Sie bißher so eifrig geübt. Sehen Sie Sich doch in Magdeburg nach einem honetten Menschen um, an den ich mich halten könnte, wenn ich einmal zur Revüe hinkäme, [119] um Alles gut und bequem zu sehen. Kommen Sie gesund zurück.

Um das Räthsel noch räthselhafter zu machen, sage ich Ihnen: Sie das bewußte Lobgedicht dereinst in den Eroticis antreffen werden.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9952-2