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An Gottlieb Schufft

[Concept.]

Es präsentirte sich gestern vor mir ein junger Mann, welcher in sehr bedrängten Umständen zu seyn schien und als Mitglied unsers Theaters aufgenommen zu werden verlangte, er entdeckte mir, zum Theil, seine Lage und ich erwiederte sein Vertrauen, indem ich ihm alle Gründe umständlich auseinander setzte die mich verhinderten ihn aufzunehmen und die ihn abhalten sollten sich zu engagiren.

Um mir zu beweisen daß nur ein jugendlicher Leichtsinn und keine schlechte Handlung ihn zu seiner Entfernung von Berlin gedrungen, zeigte er mir einige Briefe, aus denen ich einen wohlwollenden und einsichtsvollen Freund erkannte und zugleich erfuhr daß dem Flüchtlinge die Rückkehr nach Hause offen stehe und sowohl ihn als seine Gesellschaft eine gemäßigte Aufnahme erwarte.

Ich versäumte daher nicht ihn zur Rückreise nach Berlin zu bestimmen, indem ich ihm zu diesem Zweck die Mittel anbot. Es ward ein Wagen mit zwey Pferden für 32 rh. hießig Courrant den Laubthlr. zu 1 rh. 15 gr. gemiethet, ich reichte Herrn Patzke 6 Laubthaler Reisegeld und zahlte seine Zeche im hiesigen Wirthshaus mit 6 rh. 12 gr. Die Erstattung dieser Ausladen von 16 rh. 17 gr. erbitte ich mir durch den rückkehrenden Kutscher.

[222] Indem ich Ihnen also, werthgeschätzter Herr, einen jungen Mann zurückschicke als dessen thätigen Freund Sie sich in dieser Angelegenheit bewiesen haben; so darf ich Ihnen denselben wohl nicht weiter zu schonender Aufnahme empfehlen.

An seine würdigen Eltern bitte meine besten Grüße mit dem Wunsche, zu überbringen daß der Flüchtling, durch diese Erfahrung gewitzigt, künftig sein Glück und seine Befriedigung nur in dem wohlwollenden Schutze der Seinen und einem zweckmäßigen Lebensgange finden möge.

Jena am 24. Nov. 1799.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Gottlieb Schufft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9981-9