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An Johann Friedrich Blumenbach

Mehr noch als sonst bedarf ich gegenwärtig einer äußern Anregung, wenn ich mich entfernten Freunden schriftlich mittheilen und meine Briefschulden abtragen soll. Ich ergreife daher mit Freuden die Gelegenheit, da der verdiente Landschaftsmaler Herr von Rohden in diesen Tagen uns verläßt, nachdem er uns sein schönes Talent zu bewundern gegeben, um Ew. Wohlgebor. für Ihr letztes Schreiben vom 8. October den aufrichtigsten Dank abzustatten.

Daß ich Übersendung der Pietra fungaja Ihnen etwas angenehmes erzeigen können, macht mir große Freude. Es ist wirklich ein merkwürdiges Naturproduct, und es verdrießt mich nur, daß ich nicht ein Stück abgesägt, ehe ich die Masse in er Erde legte; aber ich fürchtete mich daran zu vergreifen, und hatte keinen Anlaß zu denken, daß dieses schwere steinartige Wesen in allen seinen Theilen aufschwellen und zerfallen würde anstatt uns mit einer Schwamm Vegetation zu beglücken.

Die in Ew. Wohlgebornen Briefe angeführten Stellen, wo dieses Naturproductes gedacht wird, waren mir sehr belehrend. Ich werde sie unserm Bergrath Voigt mittheilen, an welchen ich auch die beyliegenden Papiere gelegentlich zurückzusenden bitte. Daß ich diesem Braven Mann in den ersten [272] Bildungs- und Prüfungsjahren einigermaßen nützlich seyn können, ist mir sehr erwünscht. Ich hoffe, daß er seinen Weg treulich verfolgen wird. Besonders hat ihm sein letzter Aufenthalt in Göttingen sehr genutzt, und er sieht den Vortheil, der ihm dadurch zuwächst, daß er bey seinen Wintervorlesungen Ihr Compendium zum Grunde gelegt hat, recht wohl ein, und wird sich desselben gewiß niemals wieder begeben.

Der in meiner Handschriftsammlung ohnehin sehr magere Buchstabe Z. ist durch Ihren gütigen Beytrag sehr wichtig geworden. Die Hand eines so bedeutenden Mannes, ein Concept in einer für ihn so wichtigen Sache ist ein Document, welches der Aufbewahrung in jedem Archiv werth ist. – Schon früher dankte ich Ihnen die wichtigsten Beyträge; haben Sie die Güte auch fernerhin an sich zu denken.

Die beygelegte Druckschrift hat mich so manche Belehrung erinnert, die wir Ihnen schuldig sind, und zugleich mit manchem Neuen auf das anmuthigste gemacht und ich bin für deren Mittheilung wahrhaft verbunden.

Mein Sohn, der ganze treulich und ernsthaft referirend im Cammer-Collegio sitzt, fühlt manchmal, eh man sichs vermuthet, eine ganz besondre Begierde, Ew. Wohlgebor. wieder einmal zu besuchen, und ich erwarte, daß er sich nächstens, wenn Wetter und Weg anlockender sind, zu Pferde setzt und Sie seiner [273] Gegenwart überrascht. Durch Herrn Bergrath Voigt habe ich mit Vergnügen vernommen, daß Sie mit Ihren nahen und entfernten Lieben sich bey guter Gesundheit befinden.

Mich angelegentlichst empfehlend

W. d. 15. Febr.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Johann Friedrich Blumenbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-99D9-5