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An Johann Kaspar Lavater

Der Fürst v. Dessau, der uns heute sehr angenehm überraschte, hat sich wie ich hoffte sehr gut mit dir gefunden, ich gönne dir daß du diesen merckwürdigen Sterblichen auch hast kennen lernen. Da die Nachricht kam du seyst in Franckfurt sagte die Herzoginn er kommt gewiß, der Herzog er wird wohl kommen, und ich sagte ich glaub es nicht. Leider war meine Divination die richtigste. Schön sehr schön wäre es gewesen. Nun es konnte wohl nicht seyn.

Du verwendest und verthust manchen Augenblick, gönne mir auch über Menschen und Sachen, die du auf dieser Reise gesehn hast ein Wort, ich verdiens und brauch es.

Allenfalls gieb der Schulthes aus, damit ich nicht leer ausgehe. Daß ich wieder eine Anmuthung von dir habe wie mir der Fürst heute gegeben hat.

Da ich zwar kein Widerkrist, kein Unkrist aber doch ein dezidirter Nichtkrist binn, so haben mir dein Pilatus und so weiter widrige Eindrücke gemacht, weil du dich gar zu ungebardig gegen den alten Gott und seine Kinder stellst. Deinen Pilatus hab ich so gar zu parodiren angefangen, ich habe dich aber zu lieb als daß mich's länger als eine Stunde hätte amüsiren sollen.

Drum laß mich deine Menschen Stimme hören[20] damit wir von der Seite verbunden bleiben, da es von der andern nicht geht.

Von mir hab ich dir nichts zu sagen als daß ich mich meinem Beruf aufopfre, in dem ich nichts suche, als wenn es das Ziel meiner Begriffe wäre.

Damit du einen Faden habest bitt ich dich um Worte über

Prinz Ferdinand
Erbprinz von Hanau
Marckgraf v. Baden.
Marckgräfinn.
Edelsheim.
Fürst von Dessau vor allen.
Seinen Sohn.
Waltersee.
Pfeffel
Lersé
Caliostro
Branckoni
Mieg in Heidelberg.
Bode.
Frau v. Diede.
Etwa iemand neues. pp.

Treibe Tischbein daß er mir balde näher antwortet. Der Herzog von Gotha ist ungedultig zu wissen wie und wann er nach Italien gehn will.

Seegne ihn ia noch recht ein auf Treue und Wahrheit, Reinheit und Reinlichkeit.

[21] Ich möchte gar gerne das Portrait das er von dir gemacht hat behalten.

Lebe wohl, und gedencke meiner in Liebe.

Weimar, d. 29. Jul. 82.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Johann Kaspar Lavater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9AAB-5