32/105.

An Friedrich Mosengeil

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

danke verpflichtet für die angenehme Sendung. Ich bin mit Ihnen völlig überzeugt, daß auf diesen Weg ein höchst erfreulicher Genuß bereitet wird. Wenn unsere Theater mit Decorationen und Costümen nach und nach die Stücke belasten und sie fast erdrücken; so wird hier die Einbildungskraft des Hörers aufgeregt und der eigentlichste Inhalt zur Empfindung gebracht.

Auch Herr von Knebel freute sich der Mittheilung. Diese Art zu epitomisiren könnte uns zu einem Analogon der ältesten griechischen Tragödie zurückführen, wo der erzählende Chor die Hauptsache war, die Sprechenden und Handelnden aber fast nur zufällig eintraten. So könnte man auch hier einige Scenen ausgeführt geben, von andern in Allgemeinen nur den Inhalt. Auch Gesang müßte eintreten und ließe sich dadurch gar manches Angenehme und Überraschende bewirken.

Hiebey ein Auszug eines Londner Briefes, wobey ich Folgendes bemerke. Das übersendete Bild des General Hill ist höchst lobenswürdig: der Kopf, in der Größe eines durchschnittenen mäßigen Hühnereis, von der allerhöchsten Ausführung, so auch Haare,[135] Uniformkragen, Hemdkrause, Decorationen u.s.w. Schultern aber und das Übrige geht nun schon in das Skizzenhafte über und das Ganze endigt mit leichten Kreidezügen. Wenn die beiden zu erwartenden Porträte in eben der Maaße gelingen; so möchte in dieser Art wenig zu wünschen übrig bleiben. Daß sie beide jedoch als Paar behandelt werden und auf beide zugleich subscribirt werden solle, veranlaß uns wohl in Gesellschaft zu subscribiren. Ich würde auf etwa ein halb Dutzend Paare unterzeichnen, zwey vor der Schrift, vier nach derselben, worin man sich am Ende nach Convenienz theilen könnte. Der Subscriptionspreis ist nicht bedeutend. Eröffnen Sie mir hierüber mit wenig Worten eine nähere Bestimmung: ob ich in diesem Sinne auch für Se. Durchlaucht den Herzog von Meiningen unterzeichnen soll, dergestalt daß Höchstdieselben sich nur zu ihrem eignen Bildniß verpflichteten.

Weimar den 30. December 1819.

(Bey Gönnern und Freunden bedarf es wohl kaum einer Entschuldigung, daß Herrn Dawe's gute Meynung von seinem Aufenthalte bey uns mit in die Abschrift aufgenommen worden.)

[136]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Friedrich Mosengeil. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B71-E